Die ersten 3 Monate mit Tierschutzhund

Die ersten 3 Monate mit Tierschutzhund

Wunschvorstellung trifft Realität

Vorbeugen ist besser als Heilen. Das gilt nicht nur für unsere eigene Gesundheit, sondern auch, wenn es darum geht, einem Tierschutzhund – egal ob Welpe, Junghund oder Senior – ein neues zu Hause zu geben. Je besser die neue Familie vorbereitet und begleitet ist, desto einfacher gestaltet sich das Zusammenleben – und zwar für alle. Trotzdem ist es in meinem Trainer Alltag meist so, dass sich Hundemenschen erst an mich wenden, wenn das Verhalten ihres Hundes bereits sehr an den eigenen Nerven zehrt, der Alltag nur mehr mühsam ist und man gar keine Freude mehr am Hund hat. 

Doch viele Verhaltensweisen wären nicht in dieser Intensität entstanden, hätte man sich vorab Gedanken zum Neuzugang gemacht und von Beginn an professionelle Unterstützung in Anspruch genommen. Klar, es kostet Geld. Aber es zahlt sich langfristig gesehen auf jeden Fall aus. Und macht aus (Erst-)Hundehaltern von Beginn an souveräne Bezugspersonen, die sich in Umgang und Alltag mit ihrem Schützling sicher sein können, den Weg für ein entspanntes Zusammenleben zu ebnen und nach modernsten Erkenntnissen zu arbeiten. 

Denn verlässt man sich nur auf die Tipps aus Social Media, die Meinung von anderen Hundehaltern und Nachbarn oder bucht Kurse bei Trainern ohne oder veraltetem fachlichen Hintergrund (ja, die gibt es!), kann das – je nach Hundepersönlichkeit – nach hinten losgehen. Und auch für dich als Mensch kann es sich so anfühlen, dass du ständig gegen dein Bauchgefühl agierst, dir gewisse Trainingsmethoden oder Tipps widerstreben, du sie aber trotzdem umsetzt, weil du ja Ersthundehalter bist und laut Umfeld “…keine Ahnung hast…”. 

Doch nirgendwo kursiert so viel Meinung wie im Netz und in deinem Alltag. Gerade bei Tierschutzhunden mit Vergangenheit, bei Hunden, die aus dem Ausland zu uns kommen und noch nichts kennengelernt haben oder bereits durch ihre Vergangenheit geprägt, wenn nicht sogar traumatisiert sind, ist es essentiell, individuell auf den jeweiligen Hund und seine Geschichte einzugehen. Denn alle Erfahrungen, die ein Hund bis zum Einzug bei dir gemacht hat, wirken sich auf sein Verhalten aus. 

Alle Erfahrungen, aber auch gar keine Erfahrungen. Je mehr du deinen Hund verstehst, Verhaltensweisen analysieren kannst, um so mehr kannst du auch auf deinen Hund eingehen und ihn bei seiner Eingewöhnung in seinem neuen Zuhause unterstützen. Das erspart dir im besten Fall eine Menge Ärger, falsche Trainingsansätze, veraltete Glaubenssätze in der Hundeerziehung und Gehorsamsübungen, die deinem Hund in der Eingewöhnung sicher nicht helfen.

Doch dazu braucht es Menschen, die sich bewusst sind, dass man mit der Adoption eines Tierschutzhundes eine große Verantwortung übernimmt. So wie die Hundeeltern von Otto, einem damals 1-jährigen Boxerrüden aus dem Auslandstierschutz, die mir im November 2023 folgende Anfrage schickten, die mein Trainerherz höher schlagen lies: “Hallo, diesen Samstag zieht bei uns ein Tierschutzhund ein. Wir haben uns gut vorbereitet, hätten aber gerne eine professionelle Unterstützung.” 

Margit und Walter sind Ersthundehalter und waren sich von Beginn an ihrer Verantwortung bewusst. Es freut mich sehr, dass sie sich dazu entschieden haben, sich von Einzug an mit dem neuen Familienzuwachs begleiten zu lassen. Das ist meine liebste Arbeit, denn man kann so viel in die richtigen Bahnen lenken und unterstützen. Zumal es sich bei Otto ja nicht nur um einen Tierschutzhund handelt, der in seinem ersten Lebensjahr nichts kennengelernt hat, sondern auch noch um einen Jungspund mitten in der Adoleszenz akà Pubertät („Hirn wegen Umbau geschlossen“). 

Das kann durchaus eine herausfordernde Zeit für alle Beteiligten werden und benötigt viel Verständnis für die biologischen Vorgänge im Hundegehirn. Mir ist es daher immer wichtig, zu erklären, warum ein Verhalten gezeigt wird – das macht es dem Menschen einfacher, richtig darauf zu reagieren und den Hund nicht als „unerzogen“ oder „stur“ abzustempeln. 

Gerade das erste halbe Jahr bedeutet Ankommen für deinen Tierschutzhund. Seine neue Familie kennenlernen, Beziehung und Bindung aufbauen, Sicherheitsgefühl entwickeln, lernen, dass immer genug Futter, Liebe und Fürsorge vorhanden ist und lernen, wie der Tagesablauf aussieht. Und das Wichtigste: Lernen, dass er dir vertrauen kann! Dass von dir keine Bestrafung oder gar Gewalt ausgeht. Denn davon hatten viele Tierschutzhunde in ihrem früheren Leben schon genug. 

Aber nicht nur dein Hund muss viel kennenlernen. Auch du solltest dir die Zeit nehmen, deinen Hund und seine Persönlichkeit kennenzulernen. Was mag mein Hund, was vielleicht nicht? Was findet er noch gruselig und wo braucht er deine Unterstützung? Welche Leidenschaft hat mein Hund und woran hat er Spaß? Weiß ich alles über bedürfnis- und bindungsorientierten Umgang mit Hund oder habe ich noch veraltete Trainingsansätze im Kopf, die der Beziehung eher schaden würden? All das sind Fragen, die euch in den ersten 6 Monaten beschäftigen sollten. 

Das neue Leben von Otto

Von der Slowakei ins Mühlviertel

Otto zog im Alter von ca. 1 Jahr in seine ersten eigenen 4 Wände. Für ihn ist sein neues zu Hause bei seinen achtsamen und fürsorglichen Hundeeltern der Jackpot. Doch auch seine Menschen haben sehr viel Glück mit Otto. Er ist ein aufgeweckter, wissbegieriger und freundlicher Junghund, der aber aufgrund seines 1. Lebensjahres im Zwinger noch viel Unterstützung von seinen Menschen braucht, um sich an sein neues Leben und die damit verbundenen Reize zu gewöhnen.

Denn was für uns Alltag ist, ist für Otto neu. Alles. Vom Brustgeschirr angefangen, über die Kontaktaufnahme mit Artgenossen bis hin zu ausreichend Schlaf und Ruhe sowie bedürfnisgerechte Beschäftigung und Auslastung. All das gab es in seinem vorigen Leben nicht. Und ich bin dankbar, dass Otto Menschen gefunden hat, die sich dessen bewusst sind und ihn behutsam in sein neues Leben begleiten und einen selbstsicheren Alltagsbegleiter aus ihm machen.

Und zwar „Step by Step“ und nicht alles auf einmal!

Steckbrief Tierschutzhund Otto

Margit und Walter, warum habt ihr euch für einen Tierschutzhund entschieden und nicht einen Hund vom Züchter geholt?

Stichwort „Adoptieren statt produzieren“. Tierheime und Tierschutz gehen über mit Hunden, die ein schönes zuhause suchen. Ein Züchter war deshalb für uns nie ein Thema.

Eigentlich suchten wir nach einem etwas älterem (nach der Pubertät), größerem und schwarzen Hund, weil schwarze Hunde doch viel schwerer ein Zuhause finden. Aber Otto gefiel uns optisch so gut (Boxermischling, aber gesunde Nase) und es passte auch charakterlich. Beim Besuch der Pflegestelle hat Otto dann unser Herz blitzschnell erobert. Die Pflegestelle hat uns auch als passend für Otto empfunden.

Was wusstet ihr über Otto zum Zeitpunkt, wo er bei euch eingezogen ist?

Nur das, was in seiner Beschreibung auf der Tierschutzseite stand und was wir von der Pflegestelle erfuhren: “Er wurde zusammen mit seiner Mutter um Futter bettelnd auf der Straße gefunden. Otto liebt Streicheleinheiten, ist sehr gelehrig und ein Bussigeber. Allerdings muss er Reize in seinem Tempo erkunden dürfen und braucht Zeit, um diese neuen Eindrücke verarbeiten zu können.”

Warum habt ihr von Anfang an nach professioneller Unterstützung gesucht? Es gibt doch zahlreiche (kostenlose) Tipps auf Social Media und Google.

Da wir Ersthundebesitzer sind, wollten wir von Anfang an kompetente Unterstützung, um Fehler in der Erziehung und im Umgang mit einem Tierschutzhund zu vermeiden. Wichtig war uns neben belohnungsbasiertem Training auch vorhandene Erfahrung mit Tierschutzhunden und wissenschaftlich fundierte Methoden.

Und prompt wurden schon innerhalb der ersten zwei Trainingsstunden unsere alten Denkmuster (wer trifft die Entscheidungen, Dominanz usw.) über den Haufen geworfen und ein Umdenken war notwendig, um Empfehlungen und „Hausaufgaben“ umsetzen zu können. Wobei wir anfangs bei dem einen oder anderen Ratschlag von dir durchaus auch mal skeptisch waren, ob sie in der Praxis wirklich funktionieren – aber bis jetzt hat noch immer alles tadellos geklappt!

Tipps von Google und Social Media wollten wir nicht: Otto ist uns zu wichtig, um auf Halbwissen zu setzen.

schwarzer hund schaut in die kamera

Womit habt ihr nicht gerechnet, als Otto bei euch eingezogen ist?

Wir hatten uns unserer Meinung nach gut auf den neuen Mitbewohner vorbereitet und waren der Meinung, nichts könnte uns überraschen – bis uns Otto gezeigt hat, wie heftig die Pubertät bereits Gelerntes wieder in Frage stellen kann.

Was hat euch positiv überrascht bzw. hättet ihr euch schlimmer vorgestellt?

Wie schnell Otto lernt und wie rasch verschiedenste Reize/Probleme, die noch Tage zuvor große Probleme machten, plötzlich kein Thema mehr sind (z.B. Kirchenglocken, Stiegen steigen). Das ging aber nur, weil wir gelernt haben, wie wir Otto richtig an diese Reize heranführen. Nachdem er ein cleveres Kerlchen ist, hat er sehr schnell verstanden, dass diese Reize keine Bedrohung für ihn sind.

Wie hat sich euer Leben bzw. euer Alltag verändert, seit Otto eingezogen ist?

Wir kommen auf jeden Fall mehr an die frische Luft als vorher und unser Tagesablauf hat sich an die Bedürfnisse von Otto angepasst. Ein Hund kostet Zeit und Geduld, aber schon seine pure Anwesenheit ist eine Bereicherung für unser Leben.

Was möchtet ihr Neo-Adoptanten unbedingt sagen?

Habt keine Angst vor einem Hund aus dem Tierschutz. Es ist nicht so, dass alle Tierschutzhunde große Probleme haben (…“weil sonst wären sie ja nicht hinter Gittern“…). Man muss die eigenen Anforderungen an den Hund überlegen, was passt zu mir, was nicht und nicht ausschließlich aufgrund der Optik entscheiden. Und dann muss man noch eine seriöse Tierschutzorganisation finden. Und man sollte sich auf jeden Fall begleiten bzw. beraten lassen.

Was ihr der Welt noch sagen möchtet, ich aber nicht gefragt habe?
Im Internet, von manchen Hundebesitzern und sogar im Fernsehen wird so viel Unsinn über Hundeerziehung verbreitet, sucht euch gute Trainer:innen und ignoriert die „guten“ Ratschläge. Jahrelange Hundehaltung bedeutet nicht, dass sich jemand auskennt.

So gelingt die Eingewöhnung deines Tierschutzhundes

Erwarte nichts, dann kannst du auch nicht enttäuscht werden

Wer bis hierher gelesen hat, wird feststellen, dass Otto und seine neue Familie von keinen größeren Schwierigkeiten berichten. Das ist nicht geschönt, sondern entspricht den Tatsachen. Nun ist es aber nicht so, dass Margit und Walter das geschenkt bekommen haben und nichts trainiert werden muss. Im Gegenteil. In erster Linie müssen Otto’s Menschen trainiert werden – und zwar in Hinblick auf Otto’s Bedürfnisse, faire und respektvolle Kommunikation und auch Hundesprache lernen und Verhalten einschätzen lernen. Was sehr einfach klingt, ist jedoch ein tagfüllender Job, wenn man ihn ernst nimmt. Und das machen Margit und Walter. Und das, liebe Leute, ist auch der Hauptgrund, warum das Zusammenleben der Drei so toll klappt.

Es gibt aber noch einen Grund, der meiner Meinung nach wesentlich dazu beigetragen hat, dass aus Margit, Walter und Otto so schnell eine harmonische Familie wurde: Die Beschreibung, die Otto seitens Tierschutzorganisation mitbekommen hat, trifft auf ihn zu 100% zu. Seine positiven Eigenschaften, sowie auch seine Schwächen – wie zB seine Unsicherheit neuen Reizen gegenüber. Diese muss von Beginn an beachtet und behutsam trainiert werden, damit aus dieser Unsicherheit keine Überforderung wird, die dann in Angst- oder Aggressionsverhalten endet. Also auch die Tierschutzorga und die Pflegestelle haben hier sehr gute Arbeit geleistet, indem sie das von Beginn an erkannt und auch thematisiert haben.

Warum das erwähnenswert ist? Weil das bei weitem nicht selbstverständlich ist. Sehr oft werden Beschreibungen sehr allgemein gehalten, sehr oft wissen Organisationen selber nicht Bescheid über das Wesen des zu vermittelnden Hundes, sehr oft werden Formulierungen verwendet, die man als Adoptant halt gerne liest und sehr oft werden Verhaltensweisen schöngeredet. Denn der Hund muss ja raus aus dem Zwinger. Wenn der Adoptant die Hundeauswahl dann nur aus Mitleid oder aufgrund der Optik trifft, ist das einer der Hauptgründe warum Adoptionen schief gehen. Die Erwartungshaltung, die mit einer Beschreibung des Hundes geschürt wird und die, die man selber hat (“Der muss doch dankbar sein.”), wird in der Realität dann in keinster Weise erfüllt. Das sorgt für Unsicherheit, Stress und mitunter auch Ärger mit dem neuen Familienmitglied.

Margit und Walter waren schon vor Otto’s Einzug super vorbereitet und auf seine Unsicherheit sensibilisiert. Durch professionelle Unterstützung von Beginn haben sie nicht nur gelernt, wie sie Otto an Neues heranführen, sondern sind auch zu selbstsicheren Hundeeltern geworden, die ihrem Hund jederzeit ein sicherer Hafen sind. Und das innerhalb kürzester Zeit. Warum? Weil sie es aus ganzem Herzen wollen. 

Wünscht Du Dir auch, mit deinem Tierschutzhund alles richtig zu machen?
Wenn du einen Tierschutzhund an deiner Seite hast oder einen adoptieren möchtest, unterstütze ich dich gerne. Für allgemeine Fragen und akute Themen kannst du eine Hundesprechstunde buchen. Für bereits bestehende Verhaltensprobleme eignet sich eine online Verhaltensberatung. Gerne unterstütze ich dich auf dem weiteren Weg mit deinem Tierschutzhund! 

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • Hunde-Verhaltensberaterin 
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin 
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
  • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

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Alltag mit Herausforderungen und Überraschungen

Die Vorfreude ist groß! Du möchtest einem Hund aus dem Tierschutz ein neues zuhause geben. Gerade Ersthundebesitzer stellt die Auswahl eines geeigneten Vierbeiners vor große Herausforderungen. Tierheime und Tierschutzvereine sind voll mit Hunden jeden Alters, unterschiedlichster Rassen und Charaktere. Jeder Hund bringt seine eigene Geschichte mit und kommt daher mit einem voll gepackten Rucksack an Erfahrungen zu Dir.

Wie sich diese auf euer Zusammenleben und das Verhalten des Hundes auswirken, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Von niemandem. Hunde verhalten sich im Tierheim oft anders als zuhause – nur weil ein Hund im Zwinger viel bellt, heißt es nicht, dass er das auch zuhause macht. Dennoch gibt es Rassen, die bellfreudiger sind als andere. Genauso wie jene, die es lieber gemütlich haben und jene, die für jede Sporteinheit zu begeistern sind.

Nur weil ein Hund mit anderen Hunden im Shelter oder auf einer Pflegestelle gelebt hat, bedeutet es noch lange nicht, dass er beim Spaziergang mit fremden Artgenossen klar kommt.

Es gibt Hunde, die wirklich Schlimmes erlebt haben und sich nicht vor die Haustüre trauen, dann gibt es Hunde, die aufgrund ihrer Vorerfahrungen aggressiv auf Umwelt, Mensch oder Tier reagieren und dann gibt es auch Hunde, die einfach nur im Hier und Jetzt leben und ihre Vergangenheit bereits vergessen haben.

Deine Entscheidung für den richtigen Hund sollte keinesfalls aus Mitleid getroffen werden und auch nicht aufgrund der Optik. Viel wichtiger ist es, deinen neuen Wegbegleiter mit Bedacht auszuwählen, rassetypische Bedürfnisse zu beachten, deine Lebenssituation und deine Möglichkeiten miteinzuplanen und dir bewusst sein, dass dein Hund anfangs mehr Unterstützung und Zeit braucht. Mitunter Wochen oder sogar Monate.

Lies gerne meinen Artikel: Tierschutzhunde verstehen

Tierschutzhund: Nicht geliefert, wie bestellt

Durch meine ehrenamtliche Arbeit im Tierheim bringe ich viel Erfahrung mit, einerseits was Hunde und deren Verhalten angeht, aber auch was Adoptanten an Vorstellungen und (hohe) Erwartungen haben.

Meinen eigenen Tierschutzhund habe ich nicht vom Fleck weg adoptiert, sondern langsam kennengelernt – und er ist ganz anders, als der Hund, den ich mir immer ausgemalt habe. Adoptiert habe ich ihn mit 7 Jahren, zuvor kannte er nur Kette oder Zwinger. Mitgenommen in sein neues zuhause hat er eine Leinenaggression und die Warnung vom Tierheim, dass er meine Katzen “auffressen würde”.

Die Leinenaggression gegenüber fremden Artgenossen ist geblieben, mit den Katzen versteht er sich nach intensivem Training super. Hinzugekommen sind jedoch im Laufe der ersten Monate Panikattacken, chronischer Stress, Geräuschängste, körperliche Baustellen (Gelenke, Magen), massiver Trennungsstress und völlige Reizüberflutung in unserem (ohnehin beschaulichen) Alltag.

Heute habe ich also einen traumatisierten, psychisch und körperlich kranken Hund an meiner Seite. War das so geplant? Natürlich nicht. Habe ich das wissen können? Jein. Wie sich seine Vergangenheit in jahrelanger Isolation, mit viel Gewalt und fehlender Sozialisierung auf unser Leben auswirkt, konnte man nur erahnen. Und hoffen, dass es nicht so schlimm wird. Nun leben wir schon fast 3 Jahre zusammen und ich kann sagen, die ersten 2 Jahre waren extrem anstrengend, nervenraubend und intensiv.

Denn um an all diesen Themen zu arbeiten, benötigt es Empathie, Zeit (viel Zeit), Geduld (viel Geduld), modernes Hundewissen, aber auch die finanziellen Mittel für diverse Behandlungen, professionelle Unterstützung (ja, auch ich suche Rat bei erfahrenen Kollegen, wenn ich nicht mehr weiter weiß oder einen Blick von außen haben möchte) und Weiterbildung.

Lies gerne meinen Artikel: Hallo, ich bin Happy!

Was dein Tierschutzhund braucht – und was nicht

Mit dem Einzug eines Tierschutzhundes mit unbekannter Vergangenheit kommen mitunter jede Menge Herausforderungen auf dich zu, mit denen du nicht gerechnet hast und die keiner vorhersehen kann. Je besser du vorbereitet bist, je mehr Wissen du hast und je weniger Druck du deinem Hund machst, desto entspannter wird der Einzug für alle Familienmitglieder.

Dein Hund kommt in ein für ihn völlig unbekanntes Umfeld. Dass es hier jeder nur gut mit ihm meint und das Beste für ihn will, muss er erst lernen. Er hat zu dem Zeitpunkt, wo er bei Dir einzieht, alles verloren – alle Menschen, die er bis dato kannte, Hundekumpels, mit denen er zusammen war sowie seine gewohnte Umgebung.

Auch, wenn das Leben im Ausland, im Shelter oder auf der Straße nicht schön war, es war dennoch das Leben deines Hundes. Das Leben, das er gekannt hat. Das Leben, dass ihm Strukturen gegeben hat. Und die sind mit dem Umzug zu dir auf einen Schlag weg.

Möglicherweise hatte Dein Tierschutzhund keine schöne Vergangenheit oder einen unglücklichen Start in sein Hundeleben. Gerade diese Hunde brauchen oft mehr Zeit zum Eingewöhnen, weil sie ängstlich oder unsicher sind oder in der Vergangenheit gelernt haben, sich mit aggressiven Verhaltensweisen unerwünschte Personen und/oder Hunde vom Leib zu halten.

Auch wenn du gerade überfordert oder verzweifelt bist, folgende Empfehlungen aus meiner Praxis solltest du auf jeden Fall berücksichtigen:

  • Gib deinem Tierschutzhund Zeit: Dein Hund macht nichts, weil er dir etwas auswischen will, der Chef sein will, dich kontrollieren will oder dominant ist. Er findet sich aus diversen Gründen in deinem Alltag noch nicht gut zurecht. Im Durchschnitt brauchen Tierschutzhunde ca. 6 Monate, um wirklich anzukommen. Das ist aber auch jene Zeit, in der nach und nach unerwünschte Verhaltensweisen entstehen, wenn dein Hund nicht optimal in der Eingewöhnung unterstützt wird. 2 Wochen Urlaub und dann wieder in deinen Alltag zurückzukehren, kann für viele Hunde überfordernd sein.
  • Erwarte nichts: Das Wichtigste ist, dass dein Hund einmal ankommen darf und Dein bzw. sein neues Leben in seinem Tempo kennenlernen darf. Leine, Brustgeschirr, Autofahren, Alleine bleiben, Kinder, Fahrradfahrer – all das kennt dein Tierschutzhund nicht. Du musst nichts überstürzen und auch nichts aufholen. Hunde lernen ein Leben lang und jeden Tag (nicht nur in den ersten 12 Wochen). Achte auf sein Wohlbefinden, versuche Stress zu vermeiden oder zu reduzieren, sei empathisch und sehe Deinen Hund als gleichwertiges Familienmitglied. Alles andere kommt dann mit der Zeit bzw. bringt positives Training sowie der bedürfnisorientierer Umgang mit sich.
  • Einzelcoaching statt Gruppenkurs: Der klassische Gruppenkurs für zB Grundgehorsam oder Leinenführigkeit ist gerade zu Beginn nicht die richtige Wahl. Wenn der Hund noch zu gestresst ist, noch nicht angekommen ist oder andere Baustellen hat, muss vorher an der Basis gearbeitet werden (Stressmanagement, Gesundheit, Wohlbefinden, Sicherheit im Alltag bekommen etc.) – und zwar individuell. Was für Hund A gilt, muß nicht für Hund B gelten.
  • Hände weg von aversivem Hundetraining: Nicht nur bei Tierschutzhunden, aber vor allem bei denen, die bereits einen schlechten Start ins Leben hatten und harte Zeiten hinter sich haben. Sie haben es nicht verdient, für vermeintlich unerwünschtes Verhalten angeschrien, bestraft und gehemmt zu werden. Oft passiert das leider auch mit gewaltsamen Methoden (Zum Blog: Gewalt im Hundetraining). Es gilt immer die Ursache für unerwünschtes Verhalten herauszufinden, denn das ist die Wurzel allen Übels. Verhalten zu unterbinden sieht zwar anfangs “erfolgreich” aus, macht aber etwas mit den Emotionen deines Hundes und wirkt sich negativ auf die Mensch-Hund-Bindung aus. Vertrauen zu euch wird der Hund dadurch sicher nicht aufbauen.

Tierschutzhunde brauchen Verständnis, Zeit, Geduld & modernes Trainingswissen

Wenn du dich für einen Tierschutzhund interessiert, egal ob aus dem In- oder Ausland oder einen Second Hand Hund (ein Hund, der bereits eine oder mehrere Stationen hinter sich hat), solltest du dich bereits im Vorfeld möglichst gut informieren und vorbereiten. Leider mache ich in den Beratungen immer wieder die Erfahrung, dass Adoptionen blauäugig und vorschnell gemacht werden, ohne sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein. Und dann leidet nicht nur der Hund, sondern das gesamte Lebensumfeld des Hundes.

Die Anpassung deines Tierschutzhundes an seine neue, fremde Welt braucht Zeit und Geduld. Und bringt in einigen Fällen massive Einschränkungen im Alltag der Bezugspersonen mit sich. Wenn du darauf vorbereitet bist, die zeitlichen und finanziellen Mittel aufbringen kannst und ein Netzwerk an professionellen Beratern und Therapeuten an deiner Seite hast, bist du auf jeden Fall gut vorbereitet. Zu wissen, was man vermeiden sollte und wie Du Deinem Hund die erste Phase des Kennenlernens möglichst angenehm gestaltest, erspart Dir und Deinem Hund jede Menge Stress, Ärger und Frust. Wünscht Du Dir nicht auch, von Anfang an alles richtig zu machen?

Falls dir jetzt einige Fragen unter den Nägeln brennen, die du besprechen möchtest, kannst du eine Hundesprechstunde buchen. Für bereits bestehende Verhaltensprobleme eignet sich eine online Verhaltensberatung. Gerne unterstütze ich dich auf dem weiteren Weg mit deinem Tierschutzhund!

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • Hunde-Verhaltensberaterin 
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin 
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
  • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

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Es kommt auf deine innere Haltung an

Bindung hier, Bindung dort, Bindung überall. Jeder Hundehalter möchte eine sichere Bindung zu seinem Hund haben und jeder zweite Social Media Hundetrainer wirbt damit. Das scheint mittlerweile das A&O zu sein, wenn man so durch die Hundewelt scrollt. Doch was bedeutet denn eigentlich Bindung? Und wie erreicht man sie?

Vorweg gesagt: Bindung ist nichts, was sich mal schnell mit 1-2 Einheiten trainieren lässt (auch wenn es sehr oft suggeriert wird). Bindung hat auch nichts mit dem Begriff Erziehung und Gehorsam zu tun, wie er allgemein verwendet wird. Bindung ist ein Prozess. Und dieser Prozess basiert zuallererst auf einer guten Vertrauensbasis.

Bindung in einer Beziehung bedeutet:

  • sich aufeinander einzulassen
  • füreinander da zu sein
  • sich zu unterstützen, wenn notwendig
  • aber auch, Selbstwirksamkeit zu ermöglichen und Selbstvertrauen zu geben

… und alleine durch diese Aufzählung müsste jedem klar sein, dass strafbasiertes Training und gewaltsame Trainingsmethoden definitiv nicht, nada, niente, null auf die Bindung einzahlen. Ganz im Gegenteil. Bestrafen vergiftet Beziehungen. Denn im strafbasierten Training wird unerwünschtes Verhalten gehemmt und unterdrückt. Und dabei völlig außen vorgelassen, wie es dem Hund in der Situation geht. Ebenso erlernt der Hund keine alternativen Handlungsstrategien, die eben eine Selbstwirksamkeit ermöglichen. Vertrauensbasis? Empathie? Wertschätzung? Verständnis? Fehlanzeige. Doch das ist der Schlüssel zur Bindung.

Bindung entsteht im Alltag, im täglichen Zusammenleben, im Umgang mit deinem Hund und nicht in einer Trainingseinheit. Für eine sichere Bindung ist deine innere Haltung entscheidend – siehst du den Hund als Befehlsempfänger, der zu tun hat, was du sagst, zeigst du ihm unsanft Grenzen auf und bist der Meinung, dass du der Chef bist und er das zu akzeptieren hat, wird das nichts mit der Bindung. Egal, welche “Bindungsspiele” du ergänzend machst (die nebenbei erwähnt auch eine Erfindung von Trainern mit viel Meinung, aber wenig Wissen sind).

Was versteht man unter „Bindung“?

Der Begriff “Bindung” kommt aus der Psychologie und wird seit den 50er Jahren intensiv anhand der Eltern-Kind-Beziehung erforscht. Die Bindungstheorie nach John Bowlby beschreibt, wie sich enge emotionale Bindungen zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen entwickeln. Diese Bindungen entstehen durch wiederholte positive Erfahrungen mit fürsorglichem Verhalten der Bezugspersonen und dienen als sichere Basis für die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes. 

Bei Bindung unterscheidet man 4 verschiedene Typen:

  • Sichere Bindung
  • Unsicher-vermeidende Bindung
  • Unsicher-ambivalente Bindung
  • Desorganisierte Bindung

Dr. Àdàm Miklòsi, ein international anerkannter Verhaltensbiologe, hat 1998 in einem umfangreichen Test bestätigt, dass das Grundbedürfnis nach sicheren sozialen Beziehungen bei Hund und Mensch gleich gelagert ist. Und deshalb können wir in diesem Fall (wie auch in vielen anderen) die Bindungstheorie direkt vom Menschen auf den Hund übertragen)

Die Bindungsbereitschaft des Hundes beginnt mit der Trennung von seiner Mutter und dem natürlichen Bedürfnis nach Schutz. Damit eine Bindung zum Menschen entstehen kann, ist es essentiell, dass der Hund in seiner sensiblen Phase (bis zur 13. Lebenswoche) mit Menschen sozialisiert wurde. Dazu später mehr.

Bindung hat für unsere Hunde demnach zweierlei Funktion:

  • Sei der sichere Hafen für deinen Hund:
    Bei Stress und Bedrohung hast du als Bindungspartner eine Sicherheitsfunktion für deinen Hund. Er kommt zu dir zurück, wenn er sich nicht mehr wohl fühlt und versucht, seine Überforderung zu regulieren. Unterstütze deinen Hund, wenn er Hilfe braucht und deine Nähe sucht.
  • Sei die sichere Basis für deinen Hund:
    Die Bindungsperson fungiert als sichere Basis, von der aus der Hund seine Umgebung erforschen kann. Unterstütze das Erkundungsverhalten deines Hundes und freue dich mit ihm.

Bindung bei Tierschutzhunden mit Rucksack

Unsere Tierschutzhunde bringen mitunter schon eine Menge an Vorerfahrungen mit ins neue Zuhause oder auch gar keine Erfahrungen – beides erschwert eine sichere Bindung und macht sie manchmal auch unmöglich.

Wenn ein Hund in den ersten 12 Lebenswochen Kontakt mit Menschen hatte, kann Bindung entstehen. Ist bereits eine unsicher-ambivalente Bindung vorhanden und der Hund macht nun weiter positive Bindungserfahrung, kann eine sichere Bindung entstehen. Wurde der Hund sozialisiert, hatte aber bis dato keinen Bindungspartner, ist eine sichere Bindung sehr wohl möglich.

Hat der Hund aber in seinen ersten 12 Lebenswochen gar keinen Menschenkontakt gehabt, ist Bindung unwahrscheinlich. Hat er gelernt, dass Menschen zum sozialen Umfeld gehören, auch wenn er Hofhund, Kettenhund oder Straßenhund war, ist Beziehung möglich, eine sichere Bindung eher unwahrscheinlich.

Die sichere Bindung ist das Maß aller Dinge. Ja, da wollen wir alle hin. Aber wie immer gibt es am Weg ganz nach oben auch Ebenen, die ebenso gut und erstrebenswert sind. Bei Hunden, die bereits einen großen Rucksack mitbringen, schwer mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben, die wenig Schönes erleben durften, isoliert oder eingesperrt gelebt haben, vielleicht sogar schlechte Erfahrungen mit Menschen machen mussten oder Gewalt erfahren haben, ist eine harmonische Beziehung auf freundschaftlicher Basis Gold wert und ein solides Fundament.

Wenn daraus im Laufe der Zeit Bindung entsteht, ist es der Jackpot. Wenn nicht, bleibt es bei einer Freundschaft auf Augenhöhe und das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist nur, dass du deinen Hund respektvoll behandelst. Er hat eine Menge erlebt und möchte sich in unserer Welt zurechtfinden, doch manchmal ist das aufgrund seiner Vergangenheit nicht sofort oder nicht so einfach möglich.

Es geht eben nicht darum, Bindungsklassifikation zu betreiben („Dein Hund hat keine Bindung zu dir“). Sondern darum, das Zusammenleben und die Beziehung zu deinem Hund auf die maximal mögliche Stufe zu heben.  

Nimm den Druck raus und lasse dich von deinem Umfeld, Social Media und Menschen mit viel Meinung aber Null Wissen nicht verunsichern. Jeder Hund, jede Geschichte ist anders und daher sollte auch das Ziel entsprechend realistisch gesteckt werden.

Jedes Mensch-Hund-Team ist individuell

Wie immer in der Analyse von Hundeverhalten müssen wir die individuelle Ausgangssituation beachten und nicht anhand eines einzigen Verhaltens von Bindung oder eben keiner Bindung sprechen oder gar von einem unerzogenen Hund. Die Ursache ist entscheidend für die weitere Entwicklung deines Hundes.

Auch hier möchte ich dich mit meiner eigenen Geschichte motivieren, dranzubleiben, nicht aufzugeben und deinen Hund zu unterstützen – auch wenn es mühsam ist, an deinen Nerven zerrt oder dir langsam die Kraft ausgeht. Die Social Media Hundewelt visualisiert immer die schnelle Lösung, doch die gibt es nicht bzw. wenn, ist sie auf jeden Fall nicht nachhaltig und fair.

Wenn dein Hund zum Beispiel in einer Stresssituation nicht zu dir kommt, sondern wegläuft, wird oft gesagt, dass er keine sichere Bindung hat. Hat dein Hund in dieser Stresssituation aber Panik oder gar Todesangst, funktioniert das Denken bei deinem Hund nicht mehr. Ebenso wenn dein Hund ein Trauma erlitten hat. Der Hund läuft weg, weil er aufgrund seines Ausnahmezustandes gar nicht mehr realisiert, dass ein Bindungspartner in der Nähe ist und Unterstützung bietet – das Verhalten des Hundes hat also per se nichts mit Bindung zu tun. Das kann ich aus eigener Erfahrung mit meinem traumatisierten Hund bestätigen.

Es war ein sehr langer und intensiver Weg für Happy und mich, dass er es schafft, mich in einer Panikreaktion noch wahrzunehmen und Unterstützung anzunehmen. Und glaub mir, für ihn war anfangs alles mit Panik und Flucht verbunden. Es gelingt uns heute – 2,5 Jahre später – immer noch nicht in jeder Situation, abhängig davon, wie stark die Bedrohung und das damit verbundene wieder ausgelöste Trauma ist, aber in vielen Alltagssituationen sind wir auf einem guten Weg und machen Fortschritte. All mein Fachwissen über Bindung nützt mir hier wenig, wenn der Hund mental noch nicht in der Lage ist, meine Unterstützung anzunehmen.

Lies hierzu gerne meine Geschichte: Hallo, ich bin Happy!

Bullshit und Mythen über Bindungsverhalten

Strafbasierte Trainer benutzen neben dem Rudelführerblabla das Wort Bindung gerne als Rechtfertigung bzw. Erklärung für ihre unfairen Methoden gegenüber Hunden. Da kommen so Aussagen wie:

  • “Wenn der Hund jagen geht, hat er keine Bindung zu dir.”
  • “Wenn sich der Hund zu weit von dir entfernt, fehlt die Bindung.”
  • “Wenn der Hund nicht auf den Rückruf hört, hat er keine Bindung.”
  • “Du musst deinen Hund aus der Hand füttern, wegen der Bindung.”
  • “Du musst Bindungsspiele machen. Aber du bestimmst, wann und wie lange gespielt wird.” Wegen der Bindung. Oder dem Rudelführer. Such’s dir aus, auf welcher Bullshit Theorie diese Aussage beruht. Ist beides falsch.

Zeigt dein Hund unerwünschtes Verhalten, wird eben vorschnell der Satz “Dein Hund hat ja gar keine Bindung zu dir” in den Raum geworfen. Praktisch für den Trainer, denn somit liegt die Schuld für hündisches Fehlverhalten definitiv nicht am Training, sondern beim Hund und bei dir als Bezugsperson. Am Ende ist nicht nur der Hund unglücklich, weil er in seinem Verhalten weder verstanden noch unterstützt wird, sondern auch der Halter, der den schwarzen Peter zugeschoben bekommt anstatt Lösungen zu erhalten.

Also zusammengefasst: Alles Mist, verbreitet von Menschen ohne modernem Hundewissen. Verbreitet von Menschen, denen es schnurzpiepegal ist, wie es dem Hund im Alltag geht. Hauptsache der Kunde ist glücklich und der Hund “funktioniert”.

Lies hierzu gerne meinen Artikel: Von Rudelführern & Alphawölfen

Euer Weg zur sicheren Bindung

Der Weg zur tiefen Bindung beginnt mit dem Verständnis für die Persönlichkeit deines Hundes. Jedes Bellen, Winseln, Schwanzwedeln und auch jedes unerwünschte Verhalten ist eine Form der Kommunikation. Anstatt auf Bestrafung zurückzugreifen, sollten wir danach streben, die Bedürfnisse unseres vierbeinigen Begleiters zu verstehen.

Bindung ist keine einmalige Trainingssache, sondern ein lebenslanger Prozess, der sich im Laufe der Zeit entwickelt. Eine gute Beziehung und ein achtsamer Umgang, der deinem Hund Halt und Sicherheit gibt in einer Welt, die ihn mitunter überfordert, in der du sein sicherer Hafen bist, gemeinsame Erlebnisse schaffst – das alles bildet die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben. Und den Nährboden auf dem Bindung entstehen und wachsen kann.

Werde zum verlässlichen und berechenbaren Sozialpartner im Alltag:

  • Sei ein zuverlässiger Ansprechpartner, der Unterstützung und Sicherheit bietet.
  • Die Nähe zu dir muss für deinen Hund mit positiven (!) Emotionen verbunden sein. Also Zuckerbrot und Peitsche (zuerst bestrafen und danach belohnen) ist hier die falsche Herangehensweise.
  • Lerne, die Körpersprache deines Hundes zu lesen. So kannst du angemessen auf Stress-, Konflikt- und Beschwichtigungssignale reagieren.
  • Biete eine sichere Basis für Erkundungsverhalten und lasse dieses auch zu (Freilauf, Schleppleine und Radiuserweiterung anstatt 1,50m Leine, ständiges Abrufen und bei Fuß bleiben).
  • Werde zum sicheren Hafen für deinen Hund, zu dem er jederzeit zurückkehren kann und auch möchte. Ist sich dein Hund nicht sicher, wie du reagieren wirst, wird er sich überlegen, ob er nicht lieber beim Reh bleibt.
  • Ermögliche deinem Hund gemeinsame Kuscheleinheiten oder Kontaktliegen, sofern er dies als angenehm empfindet. Durch die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin wird zudem automatisch das Stresslevel gesenkt. Praktisch, oder?
  • Beachte, dass Bindung bei Trennung zu Trennungsschmerz führt und du mitunter beim Alleine-bleiben-Training mehr Geduld und Zeit aufbringen musst.
  • Schaffe gemeinsame Erlebnisse, habt Spaß zusammen (!), fordere deinen Hund aber überfordere ihn nicht.
  • Sei berechenbar, unterstützend, empathisch und zuverlässig. Immer. Ein Hundeleben lang.

Die wahre Bindung zwischen Mensch und Hund ist also kein Geheimnis, das durch spezielle Techniken, Gehorsam oder Erziehung erreicht werden kann. Sie ist das Ergebnis von achtsamem, respektvollem und fairem Umgang mit deinem Hund, von Erkennen und Erfüllen seiner Bedürfnisse und Fokussierung auf erwünschtes Verhalten.

Die Zauberformel lautet also: Bedürfnisorientierter, belohnungsbasierter und fairer Umgang mit deinem Hund. Dann klappt’s auch mit der Bindung. Versprochen!

—-

Quellen aus der Verhaltensforschung:

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • Hunde-Verhaltensberaterin 
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin 
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
  • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

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Warum Verhalten gezeigt wird, entscheidet über deinen Trainingserfolg

Ich hasse sie, die Postings in diversen Gruppen wo jeder eine Meinung zu einem Hundethema abgibt. Wirklich jeder. Meist basieren diese Meinungen auf eigener Erfahrung, Hören-Sagen, keiner oder veralteter Ausbildung. Es wird aber leider nie hinterfragt, ob diese Meinung oder Sichtweise noch zeitgemäß ist.

Vor 30 Jahren gab’s kein Internet, kein Facebook und kein Smartphone. Doch wir haben uns alle angepasst und nutzen die neuen Möglichkeiten je nach eigenem Geschmack. Niemand käme mehr auf die Idee, stattdessen Schreibmaschine, Faxgerät und Durchschlagpapier zu verwenden. Wir wissen, dass sich die Erde weiterdreht und wir heute viele Möglichkeiten haben, uns den Alltag leichter und angenehmer zu gestalten. Sogar meine 81-jährige Freundin Sophie nutzt täglich WhatsApp.

Vor 30 Jahren waren militärischer Gehorsam, Unterordnung und Strafe in der Hundeerziehung üblich. Warum Verhalten auftritt, wurde nicht hinterfragt. Nur unterdrückt. Doch in der Hundewissenschaft wurde viel geforscht, wir wissen heute sehr viel über neurobiologische Faktoren, Vorgängen im Hundegehirn und Motivationen für Verhalten. Der Hund ist nicht mehr Befehlsempfänger und Untergebener, sondern ein eigenständiges Lebewesen mit Emotionen, Gefühlen und individuellen Verhaltensweisen … und im Falle von Second Hand Hunden kein unbeschriebenes Blatt, sondern ein Lebewesen mit unbekannten Erfahrungen, die sein Verhalten geprägt haben.

Doch nach wie vor lese und höre ich täglich von Dominanzproblemen, Rudelführer, Alphawolf, Verhalten unterdrücken, den Hund seinen Ängsten aussetzen, da muss der durch, das hat der nicht zu tun, das darf er nicht, du musst der Chef sein, der tanzt dir auf der Nase rum, der muss sich sein Futter verdienen, der hat nicht an der Leine zu pöbeln und und und …

  • Da lese ich von 2 Hunden, die seit Jahren problemlos zusammenleben und nach dem Tod einer Bezugsperson plötzlich beginnen, sich zu bespringen und zu rangeln. Und schon werden die Meinungen laut, dass es sich ganz klar um ein Dominanzproblem handelt und das Verhalten dringend unterbunden werden muss. #wtf
  • Da lese ich von einem Hund, der panische Angst vor Müllautos hat. Der Trainingstipp von vielen mit Meinung aber wenig Wissen oder Pseudo-Trainern – so oft wie möglich den Hund vor’s Müllauto schleifen, dann wird er schon merken, dass ihm nix passiert. #wtf
  • Da höre ich von einem Hund, der nach dem Tod seiner Bezugsperson und Umzug in ein neues Zuhause nun Geräuschängste entwickelt hat. Die Lösung eines aversiv arbeitenden Trainers: Auf den Schießplatz gehen, damit die Geräuschangst geheilt wird. #wtf

Ich frage mich ganz ehrlich, wo der gesunde Menschenverstand geblieben ist bzw. die Empathie für unseren Partner Hund? Man benötigt keine Ausbildung in Hundeverhalten, lediglich Einfühlungsvermögen und Vorstellungskraft, um zu erahnen, dass obige Tipps für die jeweiligen Hunde wahrscheinlich sehr unangenehm sind, um nicht zu sagen, manche sogar in den psychischen Ausnahmezustand bringen.

Alle diese Hunde haben aus unterschiedlichen Gründen ein Problem entwickelt und das nun unerwünschte Verhalten ist die jeweilige Strategie, mit dem Problem umzugehen und uns aufmerksam zu machen, dass hier etwas nicht stimmt. Das ist weder damit gelöst, dass wir dieses Verhalten unterdrücken, ignorieren oder den Hund bis zur Aussichtslosigkeit mit Auslösern konfrontieren.

Warum schafft es die Spezies Mensch nicht, den Umgang mit dem Lebewesen Hund zu hinterfragen und auf den neuesten Stand zu bringen? Mir persönlich wurde auch nicht die moderne Hundewissenschaft in die Wiege gelegt, aber ich habe mich weiterentwickelt, weitergebildet und meinen Umgang mit Hunden und Lebewesen allgemein hinterfragt und angepasst. Und zwar für den Hund positiv angepasst.

Verhalten hat immer einen Grund

Die Frage nach dem „Warum?“ ist essentiell

In der Verhaltensberatung geht es immer darum, Gründe bzw. Ursachen für unerwünschte Verhaltensweisen zu finden. Warum? Nur wenn wir an der Ursache arbeiten, wird sich langfristig und vor allem nachhaltig eine Verhaltensänderung einstellen. Alles andere ist reine Symptombekämpfung und löst nur das Problem der Bezugsperson, indem das Verhalten nicht mehr auftritt bzw. zu sehen ist.

Das Problem deines Hundes ist nach wie vor vorhanden, er darf jedoch nicht mehr zeigen, dass er ein Problem hat und muss das (unerwünschte) Verhalten daher unterdrücken. Aber sein Problem ist nach wie vor da. Es brodelt innerlich. Und wird sich früher oder später in einem anderen unerwünschten Verhalten äußern oder er wird aufgeben, weil es aussichtslos geworden ist. Beides sehr unangenehm für den Hund.

Die Dominanztheorie ist übrigens der größte Mist, der nach wie vor fleißig verbreitet und geteilt wird. Auf sie gehen alle Aussagen in Richtung Rudelführer, Alpha, Chefrolle etc. zurück und bilden den Freifahrtschein für strafbasierten und teils gewaltsamen Umgang mit Hund. Übrigens tierschutzrechtlich verboten, ebenso wie Flooding (=den Hund solange mit seinen Ängsten konfrontieren, bis er innerlich aufgibt). Doch wie so oft in Österreich ist auch das Tierschutzgesetz nur ein beschriebenes Blatt Papier und der Hund eine Sache.

Lies hierzu gerne meine Blogartikel: Von Rudelführern und Alphawölfen

Es liegt an dir, wie du mit deinem Hund umgehen möchtest. Du musst dafür keine Ausbildung machen, aber es war noch nie so einfach wie heute, sich einen Überblick über moderne Hundeerziehung und gewaltfreie Trainingsmethoden zu verschaffen. Glaube nicht alles, was du hörst, auch wenn es ein Trainer sagt. Wenn ein Trainingstipp nur darauf abzielt, Verhalten zu unterdrücken und somit unsichtbar zu machen, kannst du davon ausgehen, dass es sich hier um veraltete Methoden handelt, die garantiert nicht hundefreundlich sind.

Sobald die Menschheit endlich versteht, dass ein Hund kein Kommandoempfänger ist und sich dem Menschen zu fügen hat, sondern ein Lebewesen mit Gefühlen, Ängsten und Bedürfnissen ist, wird es auch weniger Probleme geben. Versprochen!

Wünscht Du Dir auch, mit deinem Tierschutzhund alles richtig zu machen?
Wenn du einen Tierschutzhund an deiner Seite hast oder einen adoptieren möchtest, unterstütze ich dich gerne. Für allgemeine Fragen und akute Themen kannst du eine Hundesprechstunde buchen. Für bereits bestehende Verhaltensprobleme eignet sich eine online Verhaltensberatung. Gerne unterstütze ich dich auf dem weiteren Weg mit deinem Tierschutzhund! 

Daniela Loibl MBA MSc

Daniela Loibl MBA MSc

  • Hunde-Verhaltensberaterin 
  • verhaltensmedizinische Tierpsychologin 
  • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
  • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
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Happy, der ProblemHund

Vor Kurzem bekam ich eine Anfrage von einer Dame, die sich Unterstützung bei ihrem rumänischen Straßenhund wünscht. Wir haben ein bisschen geplaudert, wo denn ihre Herausforderungen liegen und dann sagt sie plötzlich: “Du hast ja auch einen Problemhund!”. Mh, da war ich kurz mal still. Aber ich weiß natürlich, wie die Dame das gemeint hat – denn ich habe nach unserem kurzen Gespräch schon herausgehört, dass sie sehr wohl weiß, warum ihr Hund große Schwierigkeiten mit Artgenossen hat – und ihn nicht vorschnell als aggressiven Kerl und somit Problemhund aus dem Tierschutz abstempelt.  Sie hat sich sehr viel damit beschäftigt, woher ihr Hund kommt und weiß, dass seine Vergangenheit und seine bisherigen Erfahrungen Auswirkungen auf sein heutiges Leben und Verhalten haben. Und sie ihm helfen muss, in seinem neuen Leben gut zurechtzukommen.

Aber die anderen Menschen, die diesen Hund als “Problemhund” abstempeln, nur weil er eine Verhaltensweise zeigt, die Fremde als unerzogen quittieren – die Nachbarn, die Passanten, die Hundehalter am Gassiweg – die kennen die Geschichte dieses Hundes natürlich nicht. Und sehr schnell wird ein Hund, der an der Leine pöbelt, Menschen anknurrt oder sein Spielzeug verteidigt als aggressiv, unerzogen oder Problemhund abgestempelt. Kommt er noch dazu aus dem Auslandstierschutz, ist für die meisten die Sache klar. 

Öl ins Feuer gießen dann auch noch die zahlreichen strafbasierten Hundetrainer, die nach wie vor auf veraltete Theorien vom Rudelführer bestehen und damit eine gewaltsame und aversive Umgangsweise mit unserem Fellfreund rechtfertigen – denn die braucht ein “Problemhund” ja angeblich. Dass das Quatsch ist und dem Hund noch mehr Probleme macht, sieht der verzweifelte Hundehalter nicht.

Lies hierzu gerne meinen Blogartikel: Von Rudelführern und Alphawölfen

Der Mythos des Problemhundes

Ein Wort, das den Blick auf Verhalten nimmt und Gewalt rechtfertigt

Was ist denn eigentlich ein “Problemhund”? Wer stellt denn die Regelung auf, einen Hund als solchen zu bezeichnen? Nun, die Erfahrung zeigt mir, dass eigentlich jeder Hund, der nicht dem von der Gesellschaft festgelegten Standard von gut erzogen entspricht, schnell als Problemhund abgestempelt wird.

Vor allem jedoch trifft es jene, die zu Aggressionsverhalten neigen – sei es jetzt ein Leinenrambo, ein Hund, der Menschen anknurrt oder anbellt, ein Hund der sein Futter oder sei Spielzeug verteidigt oder ein Hund, der niemanden beim Gartentor hineinlässt. Die Liste ist lang. Sobald der Hund nicht in das vom Menschen aufgestellte Schema passt und unauffällig überall mit hin spaziert, zu allem und jedem freundlich ist und alles mit sich machen lässt, wird er zum Problem – und zwar für den Halter.

Dabei ist es genau der Hund, der ein Problem hat: Ein Problem mit Menschen, die er bedrohlich findet. Ein Problem mit Artgenossen, die ihm zu nahe kommen. Ein Problem mit dem Briefträger, der täglich sein Territorium betritt. Ein Problem mit seiner Bezugsperson, die ihm einfach sein Futter wegnimmt. Der Hund fühlt sich bedroht und antwortet – aufgrund seiner Erfahrungen – mit Aggressionsverhalten, um die Bedrohung von sich fernzuhalten. Und das funktioniert ja in den meisten Fällen, da sich der andere Mensch oder Hund dann nicht mehr nähert. Dein Hund hat also eine Strategie, wie er mit einer Bedrohung umgeht – eine Lösung für sein Problem. Es liegt nun an dir als Halter und uns als Trainer, deinem Hund eine andere, bessere Strategie beizubringen. Wir wollen ja erreichen, dass sich dein Hund erst gar nicht mehr bedroht fühlt, dass er gar keinen Grund hat, sich selbst oder etwas verteidigen zu müssen.

Zusammengefasst lässt sich also festhalten: Aggressionsverhalten tritt auf, wenn sich ein Hund gegen eine Bedrohung wehren möchte oder eine für ihn wichtige Ressource sichern möchte. Demnach ist dein Hund kein Problem, sondern er HAT ein Problem. Und das gilt es zu lösen, denn nur dann muss dein Hund nicht mehr mit Aggressionsverhalten antworten.

Aggression beim Hund ist Normalverhalten

Wie Hunde kommunizieren, wenn sie nicht unterstützt werden

Aggressionsverhalten bei Hunden bezieht sich eben auf Verhaltensweisen, bei denen ein Hund droht, knurrt, vorspringt, schnappt oder beißt, um sich selbst, sein Territorium, Ressourcen oder andere Individuen zu verteidigen. Das Ziel von Aggressionsverhalten ist Distanzvergrößerung zur Bedrohung zu erreichen.

Der Begriff „Der aggressive Hund“ ist also schon per se falsch, da es nicht „… diese eine Aggression…“ gibt, von der immer alle mit Meinung sprechen. Im Rahmen von Aggressionsverhalten – also hündischer Kommunikation –  gibt es eine breite Palette an Verhaltensweisen, die gezeigt werden – und zwar je nach Art der Bedrohung und je nach Lernerfahrung entsprechend stark.

Du erkennst an der Körpersprache deines Hundes die Stufen bis zur Attacke. Dafür muss der Hundemensch jedoch die Körpersprache lesen können – eines der häufigsten Mankos, die ich im Trainingsalltag erlebe. So viele Situationen würden sich von Beginn an besser lösen lassen, wenn der Mensch am Ende der Leine auf die (oftmals feinen) Signale seines Hundes achten würde und bereits auf die ersten Konfliktzeichen entsprechend reagiert. Oder das Gegenüber mit dem Tut-nix Hund erkennt, dass sich unser Hund unwohl fühlt und ausnahmsweise nicht ungefragt in uns reindonnert, sondern einen großzügigen Bogen macht und uns dabei ein freundliches Lächeln schenkt (… ich weiß, ich bin ein unverbesserlicher Optimist …)

Es gibt nicht nur verschiedene Ausdrucksweisen von Aggressionsverhalten sondern auch verschiedene Gründe, warum Aggressionsverhalten gezeigt wird:

  • Territoriale Aggression: Der Hund verteidigt sein Territorium, sei es das Zuhause oder andere Orte, die er als sein Revier betrachtet.
  • Ressourcenverteidigende Aggression: Der Hund zeigt aggressives Verhalten, wenn es um Ressourcen wie Futter, Spielzeug oder Liegeplätze geht. Er möchte diese Ressourcen für sich behalten und verteidigen.
  • Aggression aus Angst oder Unsicherheit: Der Hund reagiert aggressiv auf Situationen oder Reize, die er als bedrohlich empfindet. Diese Aggression kann als Schutzmechanismus dienen, um sich selbst zu verteidigen.
  • Aggression aufgrund von Frustration: Wenn ein Hund frustriert ist, beispielsweise weil er nicht zu einem bestimmten Ziel gelangen kann, kann er sein Verhalten in Aggression umleiten.

Aggression ist ein normales Verhalten bei Hunden, kann jedoch problematisch werden, wenn es übermäßig oder unangemessen ausgeübt wird. Um Verhalten richtig einordnen zu können und die geeignete Trainingsstrategie zu wählen, gilt es unbedingt zu unterscheiden, ob es sich um echtes Problemverhalten oder lediglich unerwünschtes Verhalten handelt. Zudem ist es essentiell herauszufinden, warum der Hund dieses Verhalten zeigt. Sehr oft ist es der Mensch, der den Hund in bedrohliche Situationen bringt oder ihm durch unachtsames Verhalten lernt, dass er auf Dinge, die ihm wichtig sind, gut aufpassen muss.

– unerwünschte Verhaltensweisen: Von diesen gibt es zahlreiche, werden sie doch vom jeweiligen Hundehalter und/oder der Gesellschaft aufgestellt. Es zählt zum Normalverhalten von Hunden, wird aber vom Menschen als störend oder unangemessen empfunden.

– tatsächliches Problemverhalten: Auch diese Verhaltensweisen zählen zum Normalverhalten von Hunden, diesem Verhalten liegt aber eine massive Belastung auf körperlicher und/oder psychischer Art zugrunde. Hierbei handelt es sich großteils um massives Aggressions- oder Angstverhalten.

    Futterbelohnung im Hundetraining

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    Frage immer nach dem „Warum?“

    Die Unterscheidung zwischen unerwünschtem Verhalten und Problemverhalten ist also essentiell, um angemessene Lösungsansätze auszuwählen. Wenn ein Hund Besucher an der Türe über den Haufen rennt, weil er mit der Begrüssungssituation überfordert ist, sieht das Training anders aus als bei einem Hund, der zu territorialer Verteidigung neigt und auf Besucher hinstürzt, um sein zu Hause zu sichern. Bei beiden Verhaltensweisen steckt jeweils ein anderes Bedürfnis hinter dem Verhalten – und das gilt es mit einzubeziehen. Denn sonst wird man keine nachhaltige Verhaltensänderung schaffen. Der vielgenannte Tipp „Schick ihn auf seinen Platz und dort hat er zu bleiben“ zählt wieder nur zu „Verhalten unterdrücken“ und birgt für mich v.a. im Falle des Territorialverhaltens Explosionsgefahr. Dein Hund lernt nicht, Besuch in seinem zu Hause zu tolerieren, sondern unterdrückt nur sein Bedürfnis nach Vertreibung des Besuchers.

    Unerwünschte Verhaltensweisen sind mit gutem und positiven Training oft schnell in die richtigen Bahnen umgelenkt, ohne den Hund dabei zu strafen oder zu hemmen. Man lernt ihm ein erwünschtes Alternativverhalten, bei dem er sich wohlfühlt und motiviert ist. Wohingegen es bei Problemverhalten einer tiefer gehenden Verhaltensanalyse bedarf, um die Ursachen zu verstehen, geeignete Mangementmaßnahmen zu ergreifen und kleinschrittiges (!) Training aufzubauen. Das lernst du nicht in der Hundeschule, denn die Trainingsschritte hierfür sind individuell und müssen auf dich, deinen Hund, die gezeigten Verhaltensweisen und euer Lebensumfeld abgestimmt werden.

    Die Gründe für Aggressionsverhalten sind vielfältig und oftmals nicht auf den ersten Blick ersichtlich.

    • Lernerfahrungen im Welpen- und Junghundealter: Junge Hunde lernen besonders schnell. Allerdings festigen sich auch negative Erfahrungen in diesem Alter besonders schnell. In Bezug auf Artgenossen vor allem jene in schlecht geführten Welpenspielgruppen oder das klassische „Die machen das schon unter sich aus“ in der Hundefreilaufzone.
    • Krankheit und Schmerzen: Vorrangig geht es hier um Schmerzen im Bewegungsapparat, Magen/Darm Beschwerden oder hormonelle Ursachen. Wobei die Definition von Schmerz von „gelegentlichem Unwohlsein“ bis hin zu „chronischen Schmerzen“ reicht. Zwickts irgendwo, ist der Hund nicht in der Lage, angemessen zu reagieren. Aus Angst vor weiteren Schmerzen, zB durch ein wildes Spiel mit einem Artgenossen, zeigt er Aggressionsverhalten, um sich den Kollegen vom Hals zu halten.
    • Aversiver Umgang bzw. strafbasiertes Training: Aversiver, also gewaltsamer Umgang, fördert Aggressionsverhalten. Für einen empathischen Menschen ganz klar: „Gewalt erzeugt Gegengewalt“ und kann niemals die Lösung sein.  Strafbasiertes Training unterdrückt Verhalten, anstatt an der Ursache zu arbeiten. Vergleichbar mit einem Druckkochtopf, wo man den Deckel so lange wie möglich draufhält – doch irgendwann werde ich dem Druck nicht mehr standhalten und der Kochtopf aka der Hund wird explodieren.
    • Vorerfahrungen und erlernte Strategien: Gerade bei Tierschutzhunden oder Second Hand Hunden weiß man nicht, welche Erfahrungen und angelernte Strategien sie bereits mitbringen. Oftmals blieb ihnen in ihrem früheren Leben nichts anderes übrig, als sich selbst zu verteidigen – gegen Menschen, die es nicht gut gemeint haben mit ihnen, gegen Artgenossen, die ihnen Futter oder den Liegeplatz streitig machen wollten.
    • Traumata und psychische Erkrankungen: Ein traumatisches Erlebnis bringt den Hund an seine Belastungsgrenze und hinterlässt Spuren. Das Stress-System dieses Hundes ist ab sofort dauerhaft alarmiert und in Bereitschaft (über) zu reagieren. Diese Tatsache lässt den Hund in stressigen, bedrohlichen oder beängstigenden Situationen keine klugen Entscheidungen treffen. Er reagiert auf Bedrohungen häufig mit heftigem Aggressionsverhalten oder massivem Angstverhalten.

    Wer bis hierher gelesen hat, wird mir hoffentlich zustimmen, dass für eine Verhaltenstherapie eines „Problemhundes“ oder eines Hundes, der Aggressionsverhalten zeigt, mehr notwendig ist als „eine harte Hand“ und ein selbst erfundener Berufstitel wie „Problemhundetrainer“ ohne entsprechende Ausbildung im Hintergrund.

    Eine umfassende Beurteilung des Verhaltens durch einen qualifizierten (!!!) Hundetrainer oder einen Hundeverhaltensberater ist essentiell, um die Ursachen der Aggression zu identifizieren und einen geeigneten Trainings- und Verhaltensplan zu entwickeln. Es benötigt vor allem Verstehen von Bedürfnissen sowie Motivationen für Verhalten, Einbeziehung von bisherigen Lernerfahrungen und genetischer Veranlagung, Beurteilung von Vorerfahrungen und möglicher Traumata sowie das Wissen über die negativen Auswirkungen von strafbasiertem Umgang und aversiven Trainingsmethoden. In einigen Fällen ist sogar die Zusammenarbeit mit einem Verhaltensmediziner notwendig – einerseits für die Ursachenforschung und andererseits für die weiterführende Behandlung. Das erklärt nun sicher auch, warum sich derartige Verhaltensauffälligkeiten nicht in ein paar wenigen Trainingsstunden löschen lassen.

    Gewalt ist niemals die Lösung für Probleme

    Weder bei Mensch noch Tier

    Ich kann leider die Hundewelt nicht alleine verändern. Es wird immer Angebote von aversiv arbeitenden Hundetrainern geben, und auch von Trainern, die null Wissen haben – denn leider ist es in Österreich möglich, ohne jegliche Qualifikation sein Hundetrainer-Gewerbe zu eröffnen. Es wird immer Menschen geben, die ihren Hund mit Strafe erziehen wollen. Aber der Großteil der Hundehalter, die ich kennenlerne, weiß noch gar nicht, dass es seit einigen Jahrzehnten auch einen fairen, respektvollen und gewaltfreien Umgang mit Hund gibt, der sogar wissenschaftlich erforscht ist. Und bei jedem Hund funktioniert – egal ob Problemhund, Tierschutzhund, unkastrierter Rüde oder Herdenschutzhund.

    Die Stigmatisierung von Hunden als „Problemhunde“ aufgrund von Aggressionsverhalten ist demnach nicht gerechtfertigt. Es ist unsere Aufgabe, ihre wahren Bedürfnisse zu verstehen und ihnen mit einem gewaltfreien Ansatz zu begegnen. Gerade bei Auftreten von Problemverhalten, bei Sozialisierung oder bei traumatisierten Hunden reichen Meinung, veraltete Theorien und ein bisschen YouTube einfach bei Weitem nicht aus. Bei der Therapie eines traumatisierten Menschen würdest du auch nicht zur xsundn Watschn raten, oder? Warum dann beim Hund? Warum?!

    In diesem Sinne:
    Stay happy & vor allem gewaltfrei!

    Lesetipp:  Happy, der Problemhund, ist also kein Problem. Sondern er hat eines.  Oder mehrere. Und diese Probleme, von Menschen in seinem vorigen Lebensjahren verursacht, lassen ihn heute so sensibel und panisch auf Umweltreize reagieren. Mehr zu Happy und seiner Geschichte findest du hier: Hallo, ich bin Happy

    Wünscht Du Dir auch, mit deinem Tierschutzhund alles richtig zu machen?
    Wenn du einen Tierschutzhund an deiner Seite hast oder einen adoptieren möchtest, unterstütze ich dich gerne. Für allgemeine Fragen und akute Themen kannst du eine Hundesprechstunde buchen. Für bereits bestehende Verhaltensprobleme eignet sich eine online Verhaltensberatung. Gerne unterstütze ich dich auf dem weiteren Weg mit deinem Tierschutzhund! 

    Daniela Loibl MBA MSc

    Daniela Loibl MBA MSc

    • Hunde-Verhaltensberaterin 
    • verhaltensmedizinische Tierpsychologin 
    • zertifizierte Hunde-Ernährungsberaterin
    • ehrenamtliche Hundetrainerin im Tierheim
    • Buchautorin “Fred & Otto, Wanderführer für Hunde”

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    Je „schlimmer“ ein unerwünschtes Verhalten, desto „ärger“ muss das Training aussehen. Denn dem Hund muss man mal zeigen, wo der Hammer hängt. Und so trifft es vor allem Hunde, die zu Aggressionsverhalten neigen, eine schwere Vergangenheit hatten, traumatisiert sind oder einer gewissen Rasse angehören – eben die sogenannten „Problemhunde“.

    Doch es gibt ihn nicht, „den Problemhund“. Jedes Verhalten hat einen Grund, wirklich jedes. Und es reicht nicht, den Deckel auf den Kelomat zu drücken, um dieses Verhalten unsichtbar zu machen. Denn damit ist nur dein Problem gelöst, das Problem deines Hundes besteht weiterhin und ist wahrscheinlich sogar größer geworden – nur siehst du es nicht mehr. Man muss an der Ursache arbeiten – und das ist bei einem Leinenrambo eine andere als bei einem traumatisierten Hund.

    Lies hierzu gerne meine Artikel: Hundeverhalten verstehen (wollen) und Achtung! Leinenrambo!

    Mein Happy Dog ist auch ein “Problemhund”. Ja, du hast richtig gelesen. Eine Hundetrainerin hat einen Problemhund. Ja, ist die denn dann überhaupt kompetent, wenn der Kerl nicht erzogen ist???

    Happy (knapp 10 Jahre) ist ein Hund, der von Welpe an über Jahre hinweg sehr viel Gewalt erfahren hat, jahrelang isoliert und an der Kette gelebt hat, traumatisiert ist und dann noch 2 Jahre im Tierheim absitzen musste, bevor er zu mir kam. Und so einem Hund wieder das Vertrauen ins Leben zurückzugeben, ist ein ganzes Stück Arbeit. Wahrscheinlich sein restliches Hundeleben lang. Happy kann nichts dafür, dass der Mensch ihn damals an seine Belastungsgrenze gebracht hat. Seine heutigen Probleme und Verhaltensweisen sind nur eine Konsequenz davon. Eine Konsequenz von gewaltsamem Umgang mit ihm.

    Der Spruch “Die Zeit heilt alle Wunden” trifft auf ihn wohl besonders zu – 7 Jahre blöde Erfahrungen lassen sich nicht einfach mit ein paar Trainingseinheiten löschen und schon gar nicht mit welchen, wo wir ihn mit Wasser bespritzen, ihm irgendetwas hinterher werfen, ihm am Halsband die Luft abschneiden oder ihn zu Boden drücken.

    Mehr über Happy & seine Geschichte findest du hier: Hallo, ich bin Happy! 

    Es gibt ihn nicht, DEN Problemhund

    Verhalten ist individuell & hängt von vielen Faktoren ab

    Damit man einen vermeintlichen „Problemhund“ wieder alltagsfit machen kann, einem traumatisierten Hund wieder Sicherheit und seine Lebensfreude zurückgeben kann, benötigt es vor allem eines: Fundiertes Wissen über Hunde – und zwar wissenschaftlich fundiertes und modernes Wissen. Denn Hundeverhalten hat immer Gründe – und die gilt es herauszufinden. Denn nur dann kann man an der Ursache arbeiten – und zwar langfristig und nachhaltig und vor allem hundefreundlich.

    Alles andere ist reine Symptomunterdrückung – sehr praktisch für den Hundehalter, aber meist sehr unangenehm und oftmals auch schmerzhaft für den Hund. Um eine adäquate Verhaltensanalyes durchführen zu können, benötigt es Fachwissen und Erfahrung – ein Selbstlernkurs auf YouTube oder ein selbst verliehener Titel als „Problehundetrainer“ reichen hier bei weitem nicht aus.

    Und hier beginnt bereits das Problem: In Österreich benötigt man KEINERLEI Qualifikation, um sich Hundetrainer nennen zu dürfen. Ich wiederhole: KEINERLEI. Es ist ein freies Gewerbe, jeder, der Lust & Laune verspürt, kann ab morgen seine Hundeschule eröffnen. Das erklärt vielleicht auch die enormen Qualitätsunterschiede am Markt. Ebenso gibt es keinen Ausbildungsstandard, dh auch wenn dein bevorzugter Trainer “ausgebildet” oder “zertifiziert” ist, solltest du überprüfen, wo und bei wem diese Ausbildung gemacht wurde. Denn auch strafbasiertes Training wird nach wie vor unterrichtet.

    In den modernen Hundewissenschaften weiß man schon lange, dass ein fairer, positiver und vor allem gewaltfreier Umgang mit dem Hund zielführender ist als ein auf Strafen basierendes Training. Und vor allem frei von körperlichen oder psychischen Nebenwirkungen.

    Wir können nur gemeinsam die Hundewelt freundlicher machen, indem wir alle genau hinsehen, wem wir unsere Hunde und ihre Gesundheit anvertrauen. Egal ob Trainer oder Therapeut, in der heutigen Zeit ist es essentiell, beim Umgang mit einem Lebewesen eine fundierte, moderne und anerkannte (!) Ausbildung zu haben. Denn es war noch nie so einfach, sich modernes Wissen anzueignen – und das sind wir als Halter und auch als Trainer unseren Hunden schuldig.

    In diesem Sinne: Stay happy & vor allem gewaltfrei!

    *Quelle Kurier: https://kurier.at/chronik/oesterreich/steirischer-hundetrainer-soll-tiere-gequaelt-haben/402489317

    Daniela Loibl MBA MSc

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    • Hunde-Verhaltensberaterin 
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