Positives Training macht Hunde aggressiv

Positives Training macht Hunde aggressiv!

Vielleicht hast du es in den Medien gelesen: „Positives Training macht Hunde aggressiv!“ Diese Behauptung sorgt gerade für viel Verunsicherung – doch was steckt wirklich dahinter? Ist gewaltfreies Training tatsächlich gefährlich?

Lass uns einen Blick darauf werfen, wie Strafe, Belohnung und bedürfnisorientiertes Training wirklich wirken:

Hundetraining auf Basis von Strafe:
Alle Maßnahmen basieren auf der Rudelführer-, Dominanz- oder Triebtheorie und werden mit Begriffen wie Alphawolf, Leittier, Rangordnung oder Raumverwaltung begründet. Diese veralteten Konzepte stammen aus den 1970er Jahren, sind längst widerlegt und dennoch weit verbreitet – unter Trainern (ja, richtig gelesen!) genauso wie unter Hundemenschen. Bei unerwünschtem Verhalten wird der Hund davon abgehalten, es zu zeigen – mal freundlich, mal weniger. Auch Anschreien, Leinenruck, Blocken oder dauerhaftes Ignorieren gehören dazu. Strafe führt beim Hund zu den Emotionen Frust und Angst und beschädigt die Bindung.

Hundetraining auf Basis von positiver Verstärkung:
Dieser Ansatz fokussiert sich darauf, erwünschtes Verhalten gezielt zu verstärken (belohnen), sodass es in Zukunft häufiger gezeigt wird. Das erfordert ein Umdenken: Wir reagieren nicht erst, wenn der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, sondern arbeiten vorausschauend und setzen Management ein. Wir verzichten bewusst auf Strafen sowie auf Angst- und Schreckreize. Diese Methode ist wissenschaftlich erforscht, tierschutzkonform und funktioniert bei allen (!) Säugetieren – auch bei problematischem Verhalten und selbst „den ganz oargen Hunden“. Der Hund empfindet bei diesem Training vorrangig die Emotion Freude.

Bedürfnisorientiertes Hundetraining auf Basis positiver Verstärkung:
Während positive Verstärkung Verhalten gezielt formt, geht bedürfnisorientiertes Training einen Schritt weiter: Es betrachtet nicht nur, was der Hund tut, sondern warum er es tut – und wie wir ihn dabei unterstützen können, langfristig in Balance zu sein. Wir sehen den Hund als Individuum mit eigenen Emotionen und Bedürfnissen und legen den Fokus auf eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung. Dieser ganzheitliche Ansatz berücksichtigt auch die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes.

„Aber Training mit Strafe funktioniert doch?“

Ja, jede Methode kann funktionieren – wenn sie korrekt angewendet wird. Doch die entscheidende Frage ist nicht nur, ob etwas funktioniert, sondern welche Auswirkungen es auf den Hund hat.

Der aktuelle Mythos, dass Positives Training Hunde aggressiv macht, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Studien zeigen immer wieder, dass Hunde, die durch Belohnung und bedürfnisorientiertes Training lernen, stressresistenter, sicherer und sozial kompetenter sind. Aggression entsteht nicht durch faires und freundliches Training, sondern meist durch Stress, Druck, Frustration und Gewalt.

Gerade bei Problemverhalten reicht es nicht, unerwünschtes Verhalten einfach zu korrigieren – wir müssen die Ursachen verstehen und die Bedürfnisse des Hundes erfüllen. Ein Hund, der sich sicher fühlt, muss nicht aggressiv reagieren. Genau das erreichen wir mit bedürfnisorientiertem Training auf Basis positiver Verstärkung.

Auch für Tierschutzhunde mit Sozialisierungsmängeln oder traumatischen Erfahrungen ist dieser Ansatz nachhaltiger als reines Verhaltenstraining. Viele von ihnen haben leere Bedürfnisgläser, die wir erst füllen müssen, bevor sie entspannt lernen können.

Daniela Loibl und Hund Happy, der auf einem Baumstamm steht

Wie sieht bedürfnisorientiertes Training im Alltag aus?

Lass‘ uns die Theorie gleich in die Praxis umsetzen. Es ist nicht so schwer, wie es sich liest – es ist wie eine neue Fremdsprache und erfordert etwas Übung:

Dein Hund liegt auf der Couch.


❌ „Der will der Chef sein!“
✅  „Der mag es genauso bequem wie du.“
💡  Hunde liegen gerne in der Nähe von uns Menschen. Beim Kontaktliegen oder Kuscheln wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet – es senkt den Stresslevel deines Hundes. Körperkontakt und Kontakt zur Bezugsperson ist ein Grundbedürfnis.

Dein Hund verfolgt dich auf Schritt und Tritt.


❌ „Dein Hund kontrolliert dich!“
✅  „Dein Hund hat Angst, dass du ihn alleine zurücklässt.“
💡  Du solltest deinen Hund keinesfalls ignorieren oder das Hinterherlaufen unterbinden. Dein Hund braucht Sicherheit – Ignorieren verschlimmert das Problem. „Sich sicher fühlen“ ist ein Grundbedürfnis.

Dein Hund hört nicht auf den Rückruf.


❌ „Der hat keine Bindung zu dir!“
✅  „Der Hund hat noch nie ein Rückruftraining unter steigender Ablenkung genossen und kann daher das gewünschte Verhalten nicht zeigen.“
💡 Die individuelle Hundepersönlichkeit muss berücksichtigt werden. Ein Vizsla hat ein anderes Bedürfnis nach Freilauf als ein Golden Retriever. Freie Bewegung zählt zu den Grundbedürfnissen. Bei einem Hund, der draußen extrem gestresst oder mit der Umwelt überfordert ist und deswegen „nicht hört“, müssen jedoch vorrangig andere Bedürfnisse erfüllt werden.

Schwirrt dir der Kopf? Aber ich hoffe, dieser Leitfaden hilft dir, die Aussagen von Trainern, Freunden oder Social Media besser beurteilen zu können. Und vor allem: deinen eigenen Weg mit deinem Hund zu finden.

Willst du noch mehr zum bedürfnisorientiertem Hundetraining wissen, lies gerne meinen Artikel Bedürfnis- und bindungsorientierter Alltag mit Hund 

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Hi, ich bin Daniela – spezialisiert auf Tierschutzhunde und Trauma. Viele Hunde brauchen Zeit, Verständnis und eine sichere Begleitung – doch oft sind die Erwartungen ihrer Menschen zu hoch. Ich helfe dir, deinen Hund wirklich zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, in seinem neuen Leben anzukommen.

Meine Arbeit basiert auf modernster, wissenschaftlich fundierter Verhaltensforschung und einem bedürfnis- und belohnungsbasierten Ansatz. Ich arbeite 100 % gewaltfrei und lehne veraltete Dominanz-Theorien und Rudelführerquatsch konsequent ab.

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Keine Trainingsmethode, sondern eine Lebenseinstellung

Neulich sagte eine Nachbarin zu mir: „Der Happy ist schon ein toller Hund. Kann man mit dem eigentlich schimpfen?“

Darauf ich: „Mh, nein. Warum sollte ich auch? Wenn er etwas zeigt, was mir nicht gefällt, hab ich ihm entweder noch kein besseres Verhalten beigebracht. Oder er ist gerade mental nicht in der Lage, das gelernte Verhalten zu zeigen.“

Meint die Nachbarin: „Ja, das stimmt, auch wieder wahr. Der Fehler wird immer beim Schwächeren gesucht – leider.“

So einfach wäre die Hundewelt, würden alle Menschen so denken.

Doch leider liegt es in unserer Natur, immer mit dem Finger auf den anderen, den Schwächeren zu zeigen. Und zu sagen: „Ätsch, du hast da einen Fehler gemacht“. Und das dann zu ahnden oder bestrafen. Sei es verbal, weil man sich hinterrücks über Fehler der Kollegen auslässt. Sei es mit einem Anschiss, den der 14-jährige Teenager oder auch der Hund kassiert. Oder sei es die “g’sunde Watschn” oder ein ordentlicher Leinenruck, mit dem man sein Gegenüber in die Schranken weisen möchte. 

Fair ist das nicht. Und der Lernerfolg bleibt auch auf der Strecke. Denn was sollen Mensch und Hund dabei lernen, außer, dass das Gegenüber manchmal ziemlich harsch und unwirsch wird und man sich besser vor seinen Launen in Acht nehmen sollten?

Happy & Daniela haben Spass

Bedürfnisorientiert = Modernes Hundewissen + Positive Verstärkung + Individuelle Hundepersönlichkeit

Die Herangehensweise im bedürfnisorientierten Umgang mit Hund ist eine völlig andere und erfordert von uns Menschen ein Umdenken. Ja, das mag anfangs schwer sein. Wie alles, was wir neu lernen wollen. Jede neue Routine oder jedes neue Hobby fühlt sich anfangs mühsam an. Bis es endlich zur Gewohnheit wird, man Spaß daran findet und nicht mehr viel darüber nachdenkt, wie man es machen muss. Meistens geht das Hand in Hand mit den ersten sichtbaren Erfolgen.

Bedürfnisorientierter Umgang mit Hund ist wie eine neue Fremdsprache lernen. Es ist nicht das klassische Hundetraining, nur mit Keksen. Es ist nicht die alte Herangehensweise, nur freundlich. Es ist etwas völlig anderes. Es hat nichts mit Hundetraining per se zu tun. Es ist eher ein Menschentraining. Es geht um das Erlernen neuer Fähigkeiten, das Aneignen von modernem Hundewissen und einer neuen Sichtweise auf unseren Partner Hund. Einem gleichwertigen Partner mit Gefühlen, Emotionen und Bedürfnissen. 

Bindungsfördernder und bedürfnisorientierter Umgang mit Hunden heißt, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und auf die individuellen Bedürfnisse des Hundes einzugehen. Der Hund wird nicht durch Druck oder Strafen gefügig gemacht, sondern durch Verständnis und positive Erlebnisse in seinem Alltag unterstützt. So lernt er, sich am Menschen zu orientieren und fühlt sich sicher und geborgen. Ein Hund, dessen Bedürfnisse ernst genommen werden, zeigt weniger unerwünschtes Verhalten und kann sich entspannter und ausgeglichener im Alltag bewegen.

Aber dafür braucht es Menschen, die dazulernen wollen. Menschen, die umlernen wollen. Die sich mit der Hundeforschung mitentwickeln wollen, anstatt in Gehorsamsübungen aus den 1970ern stecken zu bleiben. Auch, wenn uns das mit veralteten Hundeschulstrukturen noch so vorgelebt wird, es ist nicht mehr zeitgemäß. 

Und vor allem für viele Tierschutzhunde der völlig falsche Weg. Denn bei Ihnen geht es vorrangig nicht um Gehorsam. Bei Ihnen geht es in erster Linie darum, sie an ein neues, ungewohntes Umfeld zu gewöhnen. Die harte Zeit im Shelter, auf der Strasse oder der Tötungsstation vergessen zu lassen. Ein Sicherheits- und Vertrauensverhältnis zur Bezugsperson zu entwickeln, einer Bezugsperson, die die meisten von Ihnen noch nie im Leben hatten. Viele Dinge kennenzulernen, die völliges Neuland für sie sind: Autofahren, Leine, Brustgeschirr, freundlicher Kontakt zu Artgenossen, Fahrzeuge, Kinder, Katzen, Restaurantbesuch, Urlaub, Alleine bleiben, ausreichend Ruhe und Schlaf, Rückzugsmöglichkeiten, ein weiches Bett, regelmässig und ausreichend Futter, sauberes Wasser,  etc. 

Bedürfnisorientierter und bindungsbasierter Umgang mit Hund ist keine Trainingsmethode, sondern eine Lebenseinstellung. Wer nicht versteht, worum es dabei geht, wird sich schwer tun, Lösungen zu finden. Und immer wieder Ausreden finden, warum „das mit den Keksen“ doch nicht funktioniert.

Positive Verstärkung alleine reicht nicht aus

Der Begriff „positives Hundetraining“ ist meines Erachtens viel zu wenig für das, was wir im bedürfnis- & bindungsorientierten Umgang mit Hund versuchen zu vermitteln. Ich kann einem Hund auch positiv einen Rückruf  beibringen, aber trotzdem an seinen Bedürfnissen vorbei trainieren. 

Positives Training oder Training auf Basis von positiver Verstärkung ist Bestandteil des bedürfnisorientierten und bindungsbasierten Umgangs. Wir arbeiten über Belohnungen statt Bestrafungen und verzichten auf jede Form der Gewalt, sei es körperlich oder psychisch. 

Wenn wir beginnen, zu verstehen, warum Hunde das tun, was sie tun – ob es uns nun gefällt oder nicht – sind wir der Lösung ein paar Schritte näher gekommen. Die Ursache zu behandeln ist weitaus nachhaltiger und hundefreundlicher, als einfach nur ein Symptom abstellen zu wollen. 

Bitte merke dir: Jedes Verhalten deines Hundes hat einen Grund. Wirklich jedes. Das mag für dich jetzt nicht plausibel klingen, aber glaube mir, unsere Hunde zeigen nur Verhalten, das sich aus ihrer Sicht lohnt. Deshalb ist es nur fair, bei unerwünschtem Verhalten hinzuschauen und zu überlegen, was der Hund denn gerade braucht und wie ich ihm ein – für ihn, mich und die Gesellschaft – besseres Verhalten beibringen kann. Und nicht erst zu reagieren, wenn der Hund schon brüllend in der Leine hängt, den Postboten ins Wadl zwickt oder dem Reh bis ins Nachbardorf hinterher jagt.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Ja, mein Happy Dog ist mittlerweile ein toller Hund geworden. Ganz ohne Gewalt, Druck oder Anschreien. Und das, obwohl er der klassische „Problemhund“ ist, bei denen das ja angeblich nicht möglich ist, nur mit Verständnis und so. Sagen die mit viel Meinung, aber eben wenig Ahnung.

Sagen wir so, Happy war auch schon vor 4 Jahren ein toller Hund, als ich ihn kennengelernt habe. Aber es war aus diversen Gründen nicht möglich, dass dieser tolle Hund zum Vorschein kam. Nach seinen 7 Jahren in Isolation mit körperlicher und psychischer Gewalt hatte Happy verständlicherweise große Probleme, sich an seinen neuen Alltag zu gewöhnen. Er war mit allem überfordert, zeigte schwere Traumafolgestörungen und hatte keine wirksamen Strategien mehr, mit Bedrohungen und Überforderung umzugehen. 

Er hatte in seinem Leben nichts kennengelernt, keinen Bindungs- und Sozialpartner, keine Hundefreunde, keine Abwechslung, keine Liebe, kein sicheres und geborgenes zu Hause, keine Hobbys – kurzum: von allem, was das Leben lebenswert macht, immer zu wenig. Dass ein Hund wie auch ein Mensch nach Jahren in Isolation psychisch völlig am Ende ist und gar nicht in der Lage, gesellschaftstaugliches Verhalten zeigen zu können, ist wohl für jeden nachvollziehbar.

Lies dazu gerne diesen Artikel: Hallo, ich bin Happy!

Also: Sei fair zu deinem Hund und frage dich beim nächsten unerwünschten Verhalten, ob du deinem Hund das bessere Verhalten überhaupt beigebracht hast. Und ob er in dieser speziellen Situation in der Lage ist, das Gelernte bereits abrufen zu können. Oder ob er es selber noch verinnerlichen muss, indem du kleinschrittig und fair mit ihm arbeitest. Und dafür braucht du keine veraltete Hundeschule und keine Gehorsamsübungen. Dafür brauchst du Verständnis, Empathie und das notwendige moderne Wissen. Das Wissen darüber, was dein Hund braucht, um glücklich zu sein, was seine Bedürfnisse sind und wie du diese im Rahmen eurer Möglichkeiten erfüllen kannst. Und zwar nicht 1x die Woche im Hundetraining, sondern 24/7 in eurem Alltag.

Niemand sagt, dass es einfach ist. Nein, es ist oftmals sehr intensiv, tagesfüllend und nervenaufreibend, wenn man einen Hund hat, der viele Baustellen mitbringt. Aber lässt man sich darauf ein, wird man gemeinsam mit dem Hund wachsen. Und vieles, was in der Hundewelt so passiert, mit anderen Augen betrachten und sich davon distanzieren. Jeder muss seinen richtigen Weg finden, aber das hier ist meiner.

Wenn ich dich dabei unterstützen kann, diesen modernen Weg auch mit deinem Hund zu gehen, buche gerne eine Hundesprechstunde für allgemeine Fragen oder eine Verhaltensberatung bei bereits bestehenden Verhaltensproblemen.

Wer will, findet Wege!
Wer nicht will, findet Ausreden!

Dieser Artikel passt dazu: Das mit den Keksen funktioniert bei meinem Hund nicht!

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Hi, ich bin Daniela – spezialisiert auf Tierschutzhunde und Trauma. Viele Hunde brauchen Zeit, Verständnis und eine sichere Begleitung – doch oft sind die Erwartungen ihrer Menschen zu hoch. Ich helfe dir, deinen Hund wirklich zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, in seinem neuen Leben anzukommen.

Meine Arbeit basiert auf modernster, wissenschaftlich fundierter Verhaltensforschung und einem bedürfnis- und belohnungsbasierten Ansatz. Ich arbeite 100 % gewaltfrei und lehne veraltete Dominanz-Theorien und Rudelführerquatsch konsequent ab.

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Das mit den Leckerli funktioniert bei meinem Hund nicht!

„Positives Training funktioniert bei meinem Hund nicht!“

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Es gibt Aufklärungsbedarf über Training auf Basis positiver Verstärkung, eben „Das mit den Keksen“. Unter Hundehaltern genauso wie unter Trainern. Aber nur für jene, die dem positiven Weg etwas abgewinnen können. Wer weiterhin von Strafe überzeugt ist, den werde ich nicht umstimmen können. Leider ist das, was ich nachfolgend beschreibe, Wasser in den Mühlen jener, die uns “Wattebällchenwerfer” durch den Kakao ziehen. Und meinen, bei einem gewissen Verhalten braucht der Hund eben “die harte Hand.” Dass dem nicht so ist, möchte ich hier festhalten.

Positives Training: Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Hundemenschen, die den positiven Weg einschlagen wollen, wird es oftmals wirklich schwer gemacht. Denn viele Trainer, die behaupten, auf Basis positiver Verstärkung zu arbeiten, verstehen leider ihr Handwerk nicht. Klar funktioniert das Training dann nicht!

Aber da kann das positive Training nix dafür, die Kekse auch nicht, der Hund schon gar nicht und auch der Hundemensch nicht – denn der verlässt sich auf die Anleitung eines Trainers. Und wenn die Anleitung Kacke ist, kommt am Ende halt auch nur Kacke raus.

Folgende Situation wurde mir vor Kurzem erzählt: 4-jähriger Rüde, groß und ungestüm, springt beim Anblick eines Artgenossen wie wild in die Leine, bellt sich die Seele aus dem Leib, zerrt hin und bringt Frauli damit fast zu Fall. Keine angenehme Situation, wenn Hund dem Frauli dabei fast die Hand ausreißt und nicht mehr zu halten ist. Und auch keine angenehme Situation für den Hund. Denn dieser ist offensichtlich mit der Situation überfordert und teilt das lautstark mit. Auf Nachfrage ist dieses Verhalten bereits im Zuge der Pubertät entstanden (Konfetti im Kopf, wegen Umbau geschlossen, Umwelt zu aufregend) und bis dato nicht besser geworden.

Man landete zuerst bei einer Trainerin, die von sich behauptet, auf Basis positiver Verstärkung zu arbeiten. Das angeblich positive Training sah dann so aus: Hund bekommt einen Keks, sobald er ruhig ist. Hä? Wie bitte? Nur zum Verständnis: Hund sieht anderen Hund, stemmt sich in die Leine, beginnt lauthals zu bellen und zieht wie irre nach vorne, Frauli hält dagegen und wenn der Hund dann nach einer gefühlten Ewigkeit das Bellen einstellt, bekommt er einen Keks?

Liebe Leute (und Trainer), das versteht ihr unter positivem Training???

  • Hat der Hund nun eine Bewältigungsstrategie für die nächste Hundebegegnung? – Nein!
  • Hat der Mensch den Hund in dieser Ausnahmesituation unterstützt? – Nein!
  • Wird das Verhalten „in die Leine stemmen und lautstark bellen“ aufhören? – Sicher nicht!
  • Lernt der Hund so, dass er Artgenossen entspannt und ruhig gegenübertreten kann? – Leider nein!
  • Hat sich der Hund bei diesem Training wohlgefühlt? -Leider nein!
  • Ist Frauli nun entspannter, wenn ein fremder Hund auftaucht? – Ganz sicher nicht!

Fakt ist, dass dieses Training bei dem Hund genau nix geholfen hat, das Verhalten wurde sogar schlimmer. Was sonnenklar ist, denn mit dieser Vorgehensweise wurden die ganze Zeit wunderbar Verhaltensketten aufgebaut, die wir so garantiert nicht haben wollen: Fremder Hund taucht auf -> ich randaliere -> Hund verschwindet -> ich höre auf zu bellen -> bekomme Belohnung. Und schon hat der Hund eine Strategie für die nächsten Hundebegegnungen. Allerdings eine, die wir so nicht haben wollen. Und die auch für den Hund nicht angenehm ist.

Hier hat sich die Trainerin leider keine Gedanken über Ursache, passende Verstärker, Erregungslevel, Co-Regulation und Bewältigungsstrategie gemacht. Es wurde einfach nur abgewartet, bis der Hund endlich aufgehört hat zu bellen.

Noch dazu haben wir es hier mit einer hochmotivierten Arbeitsrasse zu tun, die sowieso Meister darin sind, Verhaltensketten zu bilden, ob wir wollen oder nicht.

Diesem Hundetypus muss man nur einmal etwas (falsch) zeigen und sie sagen „Ah, alles klar. So soll ich das machen.“ Was im Aufbau von Tricks ganz hilfreich ist, kann im Aufbau von erwünschtem Verhalten schnell zur Stolperfalle werden. Per se ist das nicht schlimm, wenn es rechtzeitig erkannt wird und ein anderer Trainingsaufbau gemacht wird. Das war hier leider nicht der Fall, da dieser Trainerin gar nicht erst aufgefallen ist, was sie für einen Mist trainiert und unter „positivem Training“ verkauft.

Die Konsequenz der Hundemenschen ist nun: Das mit den Keksen funktioniert bei meinem Hund nicht! Deshalb sind diese Menschen jetzt in den Fängen eines aversiv arbeitenden Trainers gelandet und werfen ihrem Hund nun bei Auftauchen eines Artgenossen die Wasserflasche hinterher.

Was übrigens auch nur mäßigen Erfolg bringt. Warum? Weil die Hundemenschen die Regeln, die notwendig sind, damit Strafe Wirkung zeigt, nicht kennen und einhalten:

  • Strafe muss immer erfolgen
  • Strafe muss sofort erfolgen, damit es mit dem unerwünschten Verhalten in Verbindung gebracht wird und
  • Strafe muss in der Intensität ausgeführt werden, die das Verhalten zuverlässig unterbricht.

Also auch hier wieder – Lernen mit Strafe funktioniert (leider), aber nur, wenn man sie richtig anwendet. Hat allerdings massive psychische Nebenwirkungen und zerstört die Bindung zu deinem Hund.

Hund steht mit Vorderpfoten auf einem Baustamm

Positive Verstärkung funktioniert – aber nur mit Plan

Mir tut das wirklich in der Seele weh, wenn Hundemenschen den fairen und gewaltfreien Weg einschlagen, aber sehr schnell merken, dass es absolut nicht funktioniert. Und sich dann enttäuscht, aber immer noch Hilfe suchend auf die andere Seite der Lerntheorie begeben, nämlich dem Lernen mit Strafe. Die Conclusio ist leider nicht „Der Trainer ist schlecht“, sondern „Das mit den Leckerli funktioniert nicht“.

Lernen auf Basis positiver Verstärkung funktioniert – bei jedem Säugetier. Auch bei den ganz großen gefährlichen Tieren im Zoo. Genauso, wie Lernen auf Basis von Strafe funktioniert. Beides allerdings nur, wenn es richtig angewandt wird. Denn hinter beiden Lerntheorien stehen Lerngesetze, die eingehalten werden müssen. Und diese gelten für jedes Lebewesen.

Aber es macht eine großen Unterschied, ob ich Verhalten mittels positiver Verstärkung aufbaue, zB bei einem Welpen oder Junghund, der noch keine negativen Verhaltensmuster zeigt. Oder ob ich an Problemverhalten trainiere. Dann braucht es aus Trainersicht etwas mehr Know-How als einfach einen Leckerlibeutel und einen Clicker. Hier muss man sich zwingend Gedanken über die zugrundeliegende Motivation machen und nicht einfach ein unerwünschtes Verhalten “wegtrainieren” – mit oder ohne Kekse, beides nicht zielführend und für den Hund keine Lösung!

Das ist einer der Gründe, warum ich es eigentlich gar nicht (mehr) mag, als „positive arbeitender Trainer“ bezeichnet zu werden. Warum? Weil das in meinen Augen zu wenig ist. Es geht um Bedürfnisse, die nicht erfüllt sind und daher in unerwünschten Verhaltensweisen zum Ausdruck kommen. Es geht darum, dem Hund Selbstregulation beizubringen, ihm Bewältigungsstrategien für alle Alltagssituationen zu lernen, um am Ende des Tages einen Hund zu haben, der gelassen an Artgenossen vorbeigehen kann oder mit ihnen Kontakt aufnehmen kann, je nach Bedürfnis. Und dafür braucht es Hundemenschen, die das erkennen und ihren Hund bestmöglich unterstützen.

Gelassenheit in allen Alltagssituationen – das ist das Zauberwort! Und das erreicht man weder durch Strafe, noch durch Kekse, die planlos in den Hund gestopft werden. Dazu braucht es viel mehr an Trainingswissen, Empathie und Geduld!

Lies dazu gerne diesen Artikel: Bedürfnis- und bindungsorientierter Alltag mit Hund 

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Hi, ich bin Daniela – spezialisiert auf Tierschutzhunde und Trauma. Viele Hunde brauchen Zeit, Verständnis und eine sichere Begleitung – doch oft sind die Erwartungen ihrer Menschen zu hoch. Ich helfe dir, deinen Hund wirklich zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, in seinem neuen Leben anzukommen.

Meine Arbeit basiert auf modernster, wissenschaftlich fundierter Verhaltensforschung und einem bedürfnis- und belohnungsbasierten Ansatz. Ich arbeite 100 % gewaltfrei und lehne veraltete Dominanz-Theorien und Rudelführerquatsch konsequent ab.

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Wunschvorstellung trifft Realität

Vorbeugen ist besser als Heilen. Das gilt nicht nur für unsere eigene Gesundheit, sondern auch, wenn es darum geht, einem Tierschutzhund – egal ob Welpe, Junghund oder Senior – ein neues zu Hause zu geben. Je besser die neue Familie vorbereitet und begleitet ist, desto einfacher gestaltet sich das Zusammenleben – und zwar für alle. Trotzdem ist es in meinem Trainer Alltag meist so, dass sich Hundemenschen erst an mich wenden, wenn das Verhalten ihres Hundes bereits sehr an den eigenen Nerven zehrt, der Alltag nur mehr mühsam ist und man gar keine Freude mehr am Hund hat. 

Doch viele Verhaltensweisen wären nicht in dieser Intensität entstanden, hätte man sich vorab Gedanken zum Neuzugang gemacht und von Beginn an professionelle Unterstützung in Anspruch genommen. Klar, es kostet Geld. Aber es zahlt sich langfristig gesehen auf jeden Fall aus. Und macht aus (Erst-)Hundehaltern von Beginn an souveräne Bezugspersonen, die sich in Umgang und Alltag mit ihrem Schützling sicher sein können, den Weg für ein entspanntes Zusammenleben zu ebnen und nach modernsten Erkenntnissen zu arbeiten. 

Denn verlässt man sich nur auf die Tipps aus Social Media, die Meinung von anderen Hundehaltern und Nachbarn oder bucht Kurse bei Trainern ohne oder veraltetem fachlichen Hintergrund (ja, die gibt es!), kann das – je nach Hundepersönlichkeit – nach hinten losgehen. Und auch für dich als Mensch kann es sich so anfühlen, dass du ständig gegen dein Bauchgefühl agierst, dir gewisse Trainingsmethoden oder Tipps widerstreben, du sie aber trotzdem umsetzt, weil du ja Ersthundehalter bist und laut Umfeld “…keine Ahnung hast…”. 

Doch nirgendwo kursiert so viel Meinung wie im Netz und in deinem Alltag. Gerade bei Tierschutzhunden mit Vergangenheit, bei Hunden, die aus dem Ausland zu uns kommen und noch nichts kennengelernt haben oder bereits durch ihre Vergangenheit geprägt, wenn nicht sogar traumatisiert sind, ist es essentiell, individuell auf den jeweiligen Hund und seine Geschichte einzugehen. Denn alle Erfahrungen, die ein Hund bis zum Einzug bei dir gemacht hat, wirken sich auf sein Verhalten aus. 

Alle Erfahrungen, aber auch gar keine Erfahrungen. Je mehr du deinen Hund verstehst, Verhaltensweisen analysieren kannst, um so mehr kannst du auch auf deinen Hund eingehen und ihn bei seiner Eingewöhnung in seinem neuen Zuhause unterstützen. Das erspart dir im besten Fall eine Menge Ärger, falsche Trainingsansätze, veraltete Glaubenssätze in der Hundeerziehung und Gehorsamsübungen, die deinem Hund in der Eingewöhnung sicher nicht helfen.

Doch dazu braucht es Menschen, die sich bewusst sind, dass man mit der Adoption eines Tierschutzhundes eine große Verantwortung übernimmt. So wie die Hundeeltern von Otto, einem damals 1-jährigen Boxerrüden aus dem Auslandstierschutz, die mir im November 2023 folgende Anfrage schickten, die mein Trainerherz höher schlagen lies: “Hallo, diesen Samstag zieht bei uns ein Tierschutzhund ein. Wir haben uns gut vorbereitet, hätten aber gerne eine professionelle Unterstützung.” 

Margit und Walter sind Ersthundehalter und waren sich von Beginn an ihrer Verantwortung bewusst. Es freut mich sehr, dass sie sich dazu entschieden haben, sich von Einzug an mit dem neuen Familienzuwachs begleiten zu lassen. Das ist meine liebste Arbeit, denn man kann so viel in die richtigen Bahnen lenken und unterstützen. Zumal es sich bei Otto ja nicht nur um einen Tierschutzhund handelt, der in seinem ersten Lebensjahr nichts kennengelernt hat, sondern auch noch um einen Jungspund mitten in der Adoleszenz akà Pubertät („Hirn wegen Umbau geschlossen“). 

Das kann durchaus eine herausfordernde Zeit für alle Beteiligten werden und benötigt viel Verständnis für die biologischen Vorgänge im Hundegehirn. Mir ist es daher immer wichtig, zu erklären, warum ein Verhalten gezeigt wird – das macht es dem Menschen einfacher, richtig darauf zu reagieren und den Hund nicht als „unerzogen“ oder „stur“ abzustempeln. 

Gerade das erste halbe Jahr bedeutet Ankommen für deinen Tierschutzhund. Seine neue Familie kennenlernen, Beziehung und Bindung aufbauen, Sicherheitsgefühl entwickeln, lernen, dass immer genug Futter, Liebe und Fürsorge vorhanden ist und lernen, wie der Tagesablauf aussieht. Und das Wichtigste: Lernen, dass er dir vertrauen kann! Dass von dir keine Bestrafung oder gar Gewalt ausgeht. Denn davon hatten viele Tierschutzhunde in ihrem früheren Leben schon genug. 

Aber nicht nur dein Hund muss viel kennenlernen. Auch du solltest dir die Zeit nehmen, deinen Hund und seine Persönlichkeit kennenzulernen. Was mag mein Hund, was vielleicht nicht? Was findet er noch gruselig und wo braucht er deine Unterstützung? Welche Leidenschaft hat mein Hund und woran hat er Spaß? Weiß ich alles über bedürfnis- und bindungsorientierten Umgang mit Hund oder habe ich noch veraltete Trainingsansätze im Kopf, die der Beziehung eher schaden würden? All das sind Fragen, die euch in den ersten 6 Monaten beschäftigen sollten. 

Das neue Leben von Otto

Von der Slowakei ins Mühlviertel

Otto zog im Alter von ca. 1 Jahr in seine ersten eigenen 4 Wände. Für ihn ist sein neues zu Hause bei seinen achtsamen und fürsorglichen Hundeeltern der Jackpot. Doch auch seine Menschen haben sehr viel Glück mit Otto. Er ist ein aufgeweckter, wissbegieriger und freundlicher Junghund, der aber aufgrund seines 1. Lebensjahres im Zwinger noch viel Unterstützung von seinen Menschen braucht, um sich an sein neues Leben und die damit verbundenen Reize zu gewöhnen.

Denn was für uns Alltag ist, ist für Otto neu. Alles. Vom Brustgeschirr angefangen, über die Kontaktaufnahme mit Artgenossen bis hin zu ausreichend Schlaf und Ruhe sowie bedürfnisgerechte Beschäftigung und Auslastung. All das gab es in seinem vorigen Leben nicht. Und ich bin dankbar, dass Otto Menschen gefunden hat, die sich dessen bewusst sind und ihn behutsam in sein neues Leben begleiten und einen selbstsicheren Alltagsbegleiter aus ihm machen.

Und zwar „Step by Step“ und nicht alles auf einmal!

Steckbrief Tierschutzhund Otto

Margit und Walter, warum habt ihr euch für einen Tierschutzhund entschieden und nicht einen Hund vom Züchter geholt?

Stichwort „Adoptieren statt produzieren“. Tierheime und Tierschutz gehen über mit Hunden, die ein schönes zuhause suchen. Ein Züchter war deshalb für uns nie ein Thema.

Eigentlich suchten wir nach einem etwas älterem (nach der Pubertät), größerem und schwarzen Hund, weil schwarze Hunde doch viel schwerer ein Zuhause finden. Aber Otto gefiel uns optisch so gut (Boxermischling, aber gesunde Nase) und es passte auch charakterlich. Beim Besuch der Pflegestelle hat Otto dann unser Herz blitzschnell erobert. Die Pflegestelle hat uns auch als passend für Otto empfunden.

Was wusstet ihr über Otto zum Zeitpunkt, wo er bei euch eingezogen ist?

Nur das, was in seiner Beschreibung auf der Tierschutzseite stand und was wir von der Pflegestelle erfuhren: “Er wurde zusammen mit seiner Mutter um Futter bettelnd auf der Straße gefunden. Otto liebt Streicheleinheiten, ist sehr gelehrig und ein Bussigeber. Allerdings muss er Reize in seinem Tempo erkunden dürfen und braucht Zeit, um diese neuen Eindrücke verarbeiten zu können.”

Warum habt ihr von Anfang an nach professioneller Unterstützung gesucht? Es gibt doch zahlreiche (kostenlose) Tipps auf Social Media und Google.

Da wir Ersthundebesitzer sind, wollten wir von Anfang an kompetente Unterstützung, um Fehler in der Erziehung und im Umgang mit einem Tierschutzhund zu vermeiden. Wichtig war uns neben belohnungsbasiertem Training auch vorhandene Erfahrung mit Tierschutzhunden und wissenschaftlich fundierte Methoden.

Und prompt wurden schon innerhalb der ersten zwei Trainingsstunden unsere alten Denkmuster (wer trifft die Entscheidungen, Dominanz usw.) über den Haufen geworfen und ein Umdenken war notwendig, um Empfehlungen und „Hausaufgaben“ umsetzen zu können. Wobei wir anfangs bei dem einen oder anderen Ratschlag von dir durchaus auch mal skeptisch waren, ob sie in der Praxis wirklich funktionieren – aber bis jetzt hat noch immer alles tadellos geklappt!

Tipps von Google und Social Media wollten wir nicht: Otto ist uns zu wichtig, um auf Halbwissen zu setzen.

schwarzer hund schaut in die kamera

Womit habt ihr nicht gerechnet, als Otto bei euch eingezogen ist?

Wir hatten uns unserer Meinung nach gut auf den neuen Mitbewohner vorbereitet und waren der Meinung, nichts könnte uns überraschen – bis uns Otto gezeigt hat, wie heftig die Pubertät bereits Gelerntes wieder in Frage stellen kann.

Was hat euch positiv überrascht bzw. hättet ihr euch schlimmer vorgestellt?

Wie schnell Otto lernt und wie rasch verschiedenste Reize/Probleme, die noch Tage zuvor große Probleme machten, plötzlich kein Thema mehr sind (z.B. Kirchenglocken, Stiegen steigen). Das ging aber nur, weil wir gelernt haben, wie wir Otto richtig an diese Reize heranführen. Nachdem er ein cleveres Kerlchen ist, hat er sehr schnell verstanden, dass diese Reize keine Bedrohung für ihn sind.

Wie hat sich euer Leben bzw. euer Alltag verändert, seit Otto eingezogen ist?

Wir kommen auf jeden Fall mehr an die frische Luft als vorher und unser Tagesablauf hat sich an die Bedürfnisse von Otto angepasst. Ein Hund kostet Zeit und Geduld, aber schon seine pure Anwesenheit ist eine Bereicherung für unser Leben.

Was möchtet ihr Neo-Adoptanten unbedingt sagen?

Habt keine Angst vor einem Hund aus dem Tierschutz. Es ist nicht so, dass alle Tierschutzhunde große Probleme haben (…“weil sonst wären sie ja nicht hinter Gittern“…). Man muss die eigenen Anforderungen an den Hund überlegen, was passt zu mir, was nicht und nicht ausschließlich aufgrund der Optik entscheiden. Und dann muss man noch eine seriöse Tierschutzorganisation finden. Und man sollte sich auf jeden Fall begleiten bzw. beraten lassen.

Was ihr der Welt noch sagen möchtet, ich aber nicht gefragt habe?
Im Internet, von manchen Hundebesitzern und sogar im Fernsehen wird so viel Unsinn über Hundeerziehung verbreitet, sucht euch gute Trainer:innen und ignoriert die „guten“ Ratschläge. Jahrelange Hundehaltung bedeutet nicht, dass sich jemand auskennt.

So gelingt die Eingewöhnung deines Tierschutzhundes

Erwarte nichts, dann kannst du auch nicht enttäuscht werden

Wer bis hierher gelesen hat, wird feststellen, dass Otto und seine neue Familie von keinen größeren Schwierigkeiten berichten. Das ist nicht geschönt, sondern entspricht den Tatsachen. Nun ist es aber nicht so, dass Margit und Walter das geschenkt bekommen haben und nichts trainiert werden muss. Im Gegenteil. In erster Linie müssen Otto’s Menschen trainiert werden – und zwar in Hinblick auf Otto’s Bedürfnisse, faire und respektvolle Kommunikation und auch Hundesprache lernen und Verhalten einschätzen lernen. Was sehr einfach klingt, ist jedoch ein tagfüllender Job, wenn man ihn ernst nimmt. Und das machen Margit und Walter. Und das, liebe Leute, ist auch der Hauptgrund, warum das Zusammenleben der Drei so toll klappt.

Es gibt aber noch einen Grund, der meiner Meinung nach wesentlich dazu beigetragen hat, dass aus Margit, Walter und Otto so schnell eine harmonische Familie wurde: Die Beschreibung, die Otto seitens Tierschutzorganisation mitbekommen hat, trifft auf ihn zu 100% zu. Seine positiven Eigenschaften, sowie auch seine Schwächen – wie zB seine Unsicherheit neuen Reizen gegenüber. Diese muss von Beginn an beachtet und behutsam trainiert werden, damit aus dieser Unsicherheit keine Überforderung wird, die dann in Angst- oder Aggressionsverhalten endet. Also auch die Tierschutzorga und die Pflegestelle haben hier sehr gute Arbeit geleistet, indem sie das von Beginn an erkannt und auch thematisiert haben.

Warum das erwähnenswert ist? Weil das bei weitem nicht selbstverständlich ist. Sehr oft werden Beschreibungen sehr allgemein gehalten, sehr oft wissen Organisationen selber nicht Bescheid über das Wesen des zu vermittelnden Hundes, sehr oft werden Formulierungen verwendet, die man als Adoptant halt gerne liest und sehr oft werden Verhaltensweisen schöngeredet. Denn der Hund muss ja raus aus dem Zwinger. Wenn der Adoptant die Hundeauswahl dann nur aus Mitleid oder aufgrund der Optik trifft, ist das einer der Hauptgründe warum Adoptionen schief gehen. Die Erwartungshaltung, die mit einer Beschreibung des Hundes geschürt wird und die, die man selber hat (“Der muss doch dankbar sein.”), wird in der Realität dann in keinster Weise erfüllt. Das sorgt für Unsicherheit, Stress und mitunter auch Ärger mit dem neuen Familienmitglied.

Margit und Walter waren schon vor Otto’s Einzug super vorbereitet und auf seine Unsicherheit sensibilisiert. Durch professionelle Unterstützung von Beginn haben sie nicht nur gelernt, wie sie Otto an Neues heranführen, sondern sind auch zu selbstsicheren Hundeeltern geworden, die ihrem Hund jederzeit ein sicherer Hafen sind. Und das innerhalb kürzester Zeit. Warum? Weil sie es aus ganzem Herzen wollen.

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Wünscht Du Dir auch, mit deinem Tierschutzhund alles richtig zu machen?
Wenn du einen Tierschutzhund an deiner Seite hast oder einen adoptieren möchtest, unterstütze ich dich gerne. Für allgemeine Fragen und akute Themen kannst du eine Hundesprechstunde buchen. Für bereits bestehende Verhaltensprobleme eignet sich eine online Verhaltensberatung. Gerne unterstütze ich dich auf dem weiteren Weg mit deinem Tierschutzhund!

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Hi, ich bin Daniela – spezialisiert auf Tierschutzhunde und Trauma. Viele Hunde brauchen Zeit, Verständnis und eine sichere Begleitung – doch oft sind die Erwartungen ihrer Menschen zu hoch. Ich helfe dir, deinen Hund wirklich zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, in seinem neuen Leben anzukommen.

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Mehr als Schlagen und Treten

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Die letzten 30 Jahre Hundeforschung haben unglaubliches Wissen hervorgebracht, das es notwendig macht, den Umgang mit Hund zu überdenken und veraltete Ausbildungsmethoden und Theorien endgültig zu begraben. Denn sie alle zielen darauf ab, Hundeverhalten zu unterdrücken und zu hemmen – wenn notwendig, auch mit gewaltsamen Methoden.

Doch was umfasst eigentlich der Begriff “Gewalt”? Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Menschen unter Gewalt gegenüber dem Hund lediglich körperliche Gewalt verstehen, im Sinne von Schlagen oder Treten. Doch Gewalt im Umgang mit einem Lebewesen kann auch psychisch ausgeübt werden – und das ist im Hundetraining viel öfter der Fall. Gerade dann, wenn die Ausbildung oder Erziehung auf Strafen basiert und nicht auf Belohnung. 

Vor einigen Jahren, als ich meine erste Ausbildung zum Hundetrainer gemacht habe, hieß es in der Ausschreibung zum Lehrgang: “Wir trainieren gewaltfrei”. Jo eh, hab ich mir damals gedacht. Was denn sonst? Doch damals war ich Hundeliebhaber, so wie du auch, ohne Ausbildung, ohne modernes Hundewissen und ohne Berührungspunkte mit veralteten Hundeschulen und schlecht ausgebildeten Trainern. Mit meinem umfassenden Wissen von heute und Einblicken in die Hundeszene gibt es Tage, da wünschte ich mir, ich hätte wieder die Scheuklappen von damals auf. Denn was Hunden – und auch deren Menschen – oftmals zugemutet wird, macht mich fassungslos, traurig und wütend. Und diese Maßnahmen sind nicht selten tierschutzwidrig. Doch das Tierschutzgesetz ist leider nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben. 

Was bedeutet der Begriff „Gewalt“?

Gewalt wird allgemein als die Anwendung von physischer Kraft oder Macht definiert, um Schaden zuzufügen oder zu zwingen. Im Kontext des Hundetrainings bezieht sich Gewalt auf jede Form von physischem (körperlichem) oder psychischem (emotionalem) Druck, der darauf abzielt, den Hund zu kontrollieren, zu bestrafen oder zu manipulieren. Hier spricht man von „positiver Strafe“. In diesem Zusammenhang sei noch der Begriff “aversiv” zu nennen, der eben oben Genanntes umfasst.

Gewalt im Hundetraining kann also verschiedene Formen annehmen:

  • Körperliche (physische) Bestrafung: Dies beinhaltet das Anwenden von körperlicher Kraft, um den Hund zu bestrafen, wie Schläge, Leinenruck, Kneifen (v.a. in Ohren, Flanke) oder andere schmerzhafte Maßnahmen.
  • Verbale Gewalt: Dazu gehören laute Schreie, Drohungen, Zischlaute oder andere aggressive verbale Ausdrücke, die den Hund einschüchtern oder ängstigen sollen.
  • Erschrecken durch: Verwendung von Gegenständen, die dem Hund bei “Fehlverhalten” nachgeworfen werden (Wurfkette, Rappeldose, Wasserflasche, Schlüsselbund, Taschentuchpackung etc.)
  • Körpersprache: Bedrohliche Körpersprache, Bedrängen, Weg verstellen, Sidekick, Blocken, Fixieren, Groß machen, Raum verwalten etc., um den Hund zu bedrohen und ihm Grenzen aufzuzeigen.
  • Angst, Druck und Schmerzen durch Einsatz verbotener Hilfsmittel: Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder, Elektroschocker, Sprühhalsbänder, dünne Bänder knapp hinter dem Ohr verlaufend, Kette oder Halsbänder ohne Zugstopp, Erziehungsgeschirr, Bauchleine – die Liste ist lang und grausam.
  • Emotionale Gewalt: Ignorieren, Entzug von Sozialkontakt, limitierter Zugang zu Wasser/Futter (Hund muss sich das erst “verdienen”), Isolation

Die Frage, ob es sich um tierschutzwidrige, gewaltsame oder “nur” um ethisch und moralisch verwerfliche Methoden handelt, beantwortet jeder für sich wohl anders. Ich persönlich habe jedoch Null Toleranz bei gewaltsamen und strafbasierten Methoden. Das liegt zum einen an meinen Werten, wie ich mit Lebewesen umgehen möchte. Zum anderen daran, dass ich durch Happy, meinen ehemaligen Kettenhund aus dem Tierschutz, täglich mit den Konsequenzen von gewaltsamem Umgang und Isolation konfrontiert werde. Die Probleme, die der arme Kerl mit in mein zuhause gebracht hat, sind vielfältig und einige davon wohl irreparabel.

Lies gerne meinen Blogartikel: Hallo, ich bin Happy!

Das Androhen von Gewalt mit einem Hilfsmittel – zB einem Schlagstock, wie er auch im Schutzhundetraining verwendet wird – verursacht beim Hund Stress und mitunter auch Angst. Die mit dem erhobenen Schlagstock eingenommene bedrohliche Körpersprache und der enorme Druck, der damit auf den Hund ausgeübt werden, reichen dafür bereits aus – auch ohne den Hund tatsächlich zu schlagen.

Aber auch das Schlagen mit einem Lineal, um den Hund davon abzuhalten, etwas mit den Pfoten auszugraben, zählt zu Gewalt. Egal, wie leicht oder fest du mit dem Lineal zuschlägst.

Einen Hund mit Geräuschangst auf dem Schießplatz seiner Angst auszusetzen und meinen, ihn damit zu therapieren, ist eine gewaltsame Trainingsmethode. Hunde Ängsten auszusetzen bis zum völligen emotionalen Zusammenbruch nennt sich in der Fachsprache “Flooding” (Reizüberflutung) und ist tierschutzrechtlich verboten.

Den Hund am Halsband rucken oder reißen, ist eine gewaltsame Trainingsmethode. Ein Halsband oder eine Retrieverleine ohne Zugstopp oder ein ganz dünnes Halsband zu verwenden, um den Hund damit zu würgen, ist nicht nur tierschutzrechtlich relevant, sondern fügt deinem Hund zudem im empfindlichen Halsbereich Schmerzen zu. Gleiches gilt für ein dünnes Band knapp hinter den Ohren verlaufend. Klingt grausam, ist aber im strafbasierten Training bei Problemen mit Artgenossen an der Tagesordnung.

Einen Hund mit Wasser zu bespritzen, ihm eine Flasche gefüllt mit Wasser oder Steinen oder eine Wurfkette hinterherwerfen, ist eine gewaltsame Trainingsmethode. Denn sie zielt darauf ab, den Hund derart einzuschüchtern, damit er das unerwünschte Verhalten einstellt. Es gibt auch Hunde, die sich bereits durch eine Taschentuchpackung einschüchtern lassen. Das oft daher gesagte “Ach, das tut dem doch nix!” kann man aus fachlicher Sicht so nicht stehen lassen. Natürlich tut dem das was, sonst würde man es ja nicht machen. Und einige Hunde haben bereits so eine Angst vor der Konsequenz, dass sie schon bei einer Taschentuchpackung aufgeben und Verhalten einstellen. Brutal, wenn man sich das mal überlegt, warum das funktioniert.

Den Hund in eine Hundebox zu sperren, ist tierschutzwidrig und psychische Gewalt. Diese “Trainingsmethode” wird oft bei Hunden eingesetzt, die nicht zur Ruhe kommen oder neuerdings auch bei Welpen. Ebenso kam mir schon zu Ohren, dass Hunde während der Abwesenheit der Bezugsperson dauerhaft (und stundenlang) in ihrer kleinen, verschlossenen Hundebox ausharren mussten – dieser „Trainingstipp“ kam auch noch von einer Tierärztin. Nicht gemeint ist hier natürlich die Sicherung in der geschlossenen Box beim Autofahren.

Dem Hund Sozialkontakt zu verwehren, damit er über sein Verhalten “nachdenken” kann, existiert nur in menschlichen Gehirnen und ist emotionale Gewalt. Sozialkontakt zählt zu den Grundbedürfnissen von Lebewesen. Und der Mensch ist nun mal der wichtigste Sozialpartner für den Hund.

Länger andauerndes Ignorieren oder Isolation des Hundes aus “Trainingsgründen” (“Damit er merkt, dass er etwas falsch gemacht hat.”) ist wieder nur eine menschliche Denke und – je nach Hundetypus – emotionale Gewalt und asozial. Es gibt Hunde, die antworten darauf mit Frust und Stress, es gibt aber auch jene, die depressiv, ängstlich und aggressiv werden, weil sie nicht verstehen, warum der Sozialpartner “off” ist. Was soll der Hund denn dabei lernen, außer, dass der Mensch nicht verfügbar ist, wenn er Unterstützung braucht?

Schnauzengriff und Nackenschütteln wird oft argumentiert mit “…das macht die Mutter mit den Welpen auch … “. Pffff, alleine hierüber könnte ich einen ganzen Artikel schreiben. Wer schon einmal beobachtet hat, wie sanft die Mutterhündin den Welpen über die Schnauze fasst und vor allem, in welchen Situationen sie das macht, wird mir recht geben, dass das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun hat. Der Schnauzengriff tut weh, manche sagen sogar, der Hund müsse quietschen, damit er seinen Zweck erfüllt. Gleiches gilt für das Nackenschütteln – eine Hundemutter würde niemals ihre Welpen im Nacken packen und schütteln. Solche Erziehungsmethoden zeigen wieder nur den Ausbildungsstand des Trainers und haben nichts, aber auch gar nichts mit moderner, gewaltfreier Hundeerziehung zu tun.

Lies dazu gerne meinen Blogartikel: Belohnst du schon oder bestrafst du noch?

Operante Konditionierung einfach erklärt

„Man kann nicht ausschließlich positiv trainieren!“ Diesen Satz hört man immer wieder von Befürwortern des strafbasierten Trainings. Nur mit lieb kann man einem aggressiven Hund nicht Herr werden, ist die landläufige Meinung. Wir werden belächelt, als Wattebauschwerferinnen, Tierschutzuschis oder Hundestreichler bezeichnet. Doch all diese Aussagen sagen nichts über die Qualität von gewaltfrei arbeitenden Trainern aus, sondern bestätigen nur den Wissensstand des Absenders.

Die Lerntheorie der operanten Konditionierung, die für alle Säugetiere gilt, besteht aus 4 Quadranten – der positiven & negativen Verstärkung und der positiven & negativen Strafe. Bedeutet: Hunde lernen über die Art der Konsequenz. Folgt auf ein Verhalten ein Verstärker, wird der Hund das Verhalten öfter zeigen. Folgt auf ein Verhalten eine Strafe, wird der Hund das Verhalten nicht mehr zeigen.

Wir haben beim Lernen automatisch immer alle 4 Quadranten mit an Bord, denn Verhalten und seine Übergänge sind fließend. Es macht jedoch einen erheblichen Unterschied, auf welcher Grundlage meine Arbeitsweise basiert. Auch das Vorenthalten eines Leckerli ist per se Strafe, allerdings ist die Wirkung auf den Hund keinesfalls vergleichbar mit dem bewussten Einsatz einer strafenden Maßnahme.

Glaube mir, gute und modern ausgebildete Hundetrainer und Verhaltensberater achten sehr genau darauf, Lernen für den Hund überwiegend mit positiven Emotionen zu gestalten. Wir wissen, dass Frust, Stress und Angst zu einer Lernhemmung führt, Beziehung beschädigt und keine nachhaltige Verhaltensänderung ermöglicht.

Der gezielte Einsatz von Strafe als Trainingsmethode ist keinesfalls bedürfnisorientiert, der Einsatz von positiver Strafe zudem tierschutzrelevant. Übrigens: Was der Hund als Strafe empfindet, entscheidet er. Nur er.

Nebenwirkungen von strafbasierten Methoden

Strafbasiertes Training, also alle Maßnahmen, die Verhalten unterdrücken oder hemmen und auf Erschrecken, Angst, Schmerz oder Leid abzielen, funktioniert. Genauso wie es auch belohnungsbasiertes Training tut. Beides aber nur, wenn es richtig angewandt wird. Das besagt die Lerntheorie.

Und das hier sagt das Österreichische Tierschutzgesetz im §5 (1): „Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“

Strafbasiertes Training und Gewalt sind also nicht nur tierschutzwidrig, sondern haben massive Nebenwirkungen und können zu vielfältigen Problemen führen.

Die unschönen Nebenwirkungen von strafbasiertem Training sind:

  • Vertrauensverlust: Hunde, die Gewalt erfahren, können das Vertrauen in ihre Menschen verlieren. Dies beeinträchtigt die Bindung zwischen Mensch und Hund erheblich, um nicht zu sagen, die Beziehung wird bis auf die Grundmauern zerstört. Ein erneuter Vertrauensaufbau ist nur mit viel Geduld, Wissen und kleinschrittigem Training möglich. In manchen Fällen vertrauen diese Hunde ihrem Menschen nie wieder.
  • Angst- und Aggressionsverhalten: Gewalt fördert Ängste und Aggression beim Hund. Ein Hund, der ständig Bestrafung für sein Verhalten erfährt, wird ängstlich, reaktiv oder aggressiv. Wie paradox ist es dann, die besonders harten Fälle zum Problemhundetrainer zu schleifen, der ihnen dann noch eins drüberzieht? Gewalt erzeugt Gegengewalt. Punkt.
  • Lernhemmung: Wer Stress & Angst hat, kann nicht lernen. Wie sollen wir dann dem Hund ein neues, besseres Verhalten beibringen, wenn er unter Dauerstrom steht? Oder kannst du in einem emotionalen Ausnahmezustand das 1×1 aufsagen?
  • Erlernte Hilflosigkeit: Der Hund wird über die Zeit hinweg jegliches Verhalten einstellen aus Angst vor Konsequenzen – also auch das positive Verhalten. Das sind dann die Hunde, die „….soooooo brav sind, seit wir beim Hundetrainer waren …”. Nein, die sind nicht brav, die sind emotional gebrochen. Auch das ist Gewalt.
  • Fehlverknüpfungen: Alles, was sich zum Zeitpunkt der Strafe in der näheren Umgebung des Hundes befindet, kann mit der Strafe und den damit einhergehenden Ängsten und Schmerzen in Verbindung gebracht werden. Das können u.a. Geräusche, Gerüche, aber auch Personen (ja, auch du!) und Artgenossen sein.

Entgegen jeglicher Aussage von strafbasierten Trainern, die immer schön mit der Bindung argumentieren, sorgen aversive Maßnahmen ganz sicher nicht für eine sichere Bindung – das Gegenteil ist der Fall. Glaubst du ernsthaft, ein Hund vertraut dir und findet dich toll, wenn er immer wieder mal mit bösen Konsequenzen rechnen muss, die mitunter auch schmerzhaft sind?

Lies dazu gerne meinen Artikel: Die Sache mit der Bindung

Wie erkennst du einen guten Hundetrainer?

Nun ja, zuerst einmal musst du für dich selbst definieren, welchen Umgang du mit deinem Hund pflegen möchtest, denn unter einem guten Trainer versteht jeder etwas anderes.

Erstes und wichtigstes Entscheidungskriterium: Wie möchtest du trainieren? Strafbasiert, dh unerwünschtes Verhalten wird gehemmt und es ist dir völlig egal, wie dein Hund sich dabei fühlt oder belohnungsbasiert, dh erwünschtes Verhalten wird belohnt, damit Unerwünschtes erst gar nicht auftritt.

Lass dir gesagt sein, dass Lernen immer stattfindet: 24/7, nicht nur in der Einheit mit dem Hundetrainer, sondern gerade in eurem Alltag. Daher ist der Umgang mit deinem Hund keine Trainingsmethode, sondern eine Lebenseinstellung und eher eine ethische als technische Frage. Ich hoffe doch sehr, dass du dich als Leser meines Blogs für belohnungsbasierten und gewaltfreien Umgang entscheidest. Wenn dem so ist, lies weiter ….

Triffst du nun auf einen Trainer, TV-Trainer oder auch auf einen Artikel in dem von Dominanz, Alpha, Rudelführer, Chefrolle, Räume verwalten, Rangreduktion, Körpersprache einsetzen etc. die Rede ist, kannst du getrost das Weite suchen. Alle diese Aussagen zeigen, dass sich der Verfasser (noch) nicht mit modernem Hundewissen weitergebildet hat und weiterhin auf veraltete und nicht hundefreundliche Methoden setzt. Auch wenn diese Aussagen oftmals schön klingende, neue Namen bekommen – drinnen ist doch der alte Mist. Warum das möglich ist? Weil Hundetrainer in Österreich leider ein freies Gewerbe ist. Niemand braucht eine Ausbildung und wenn man eine hat, sagt das noch lange nichts über die Qualität aus, denn es gibt keinen einheitlichen Standard. Auch strafbasiertes Training wird weiterhin unterrichtet. Das erklärt mitunter die enormen Qualitätsunterschiede am Markt. Aber auch unter dem Deckmantel “gewaltfrei” oder “positives Training” verbergen sich leider genug schwarze Schafe. Es ist für dich als Laien also nicht einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Lies dazu gerne meinen Blogartikel: Von Rudelführern und Alphawölfen

Jedes Verhalten hat Gründe

Jedes Verhalten hat einen Grund, also eine Funktion für den Hund. Jedes. Sonst würde er dieses Verhalten nicht zeigen. Das Training mit Strafe fragt aber nicht nach dem “Warum?”. Hier wird nur das unerwünschte Verhalten unterdrückt und gehemmt – und zwar mit dem Einsatz von Druck und psychischer wie teils auch physischer Gewalt. Der Hund wird sein Verhalten aus Verunsicherung, Angst oder Erwartung vor erneuten Schmerzen einstellen. Dabei ist das unerwünschte Verhalten lediglich das Symptom, der Ausdruck eines Bedürfnisses.

Nachhaltiges und faires Training kann nur erfolgen, wenn wir der Ursache auf den Grund gehen, anstatt ein Symptom zu unterdrücken. Du kannst noch so lange den Deckel auf den Kochtopf drücken, solange die Herdplatte auf Stufe 10 steht, wird das Wasser nicht aufhören zu kochen.

Der Standard im modernen Hundetraining lautet „gewaltfrei“! Und zwar nicht nur in Bezug auf körperliche Gewalt, sondern auch auf psychische Gewalt. Alle Hunde, egal welcher Rasse, ob kastriert oder unkastriert, ob vom Züchter oder aus dem Tierschutz, ob „Problemhund“ oder „aggressiv“ – sie alle lassen sich gewaltfrei und bedürfnisorientiert trainieren. Und werden es dir danken, dass sie endlich verstanden werden.

„Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Ausreden.“

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Hi, ich bin Daniela – spezialisiert auf Tierschutzhunde und Trauma. Viele Hunde brauchen Zeit, Verständnis und eine sichere Begleitung – doch oft sind die Erwartungen ihrer Menschen zu hoch. Ich helfe dir, deinen Hund wirklich zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, in seinem neuen Leben anzukommen.

Meine Arbeit basiert auf modernster, wissenschaftlich fundierter Verhaltensforschung und einem bedürfnis- und belohnungsbasierten Ansatz. Ich arbeite 100 % gewaltfrei und lehne veraltete Dominanz-Theorien und Rudelführerquatsch konsequent ab.

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Ich war vor Kurzem zum Training mit einem Paar und ihrer Junghündin im Park, um Begegnungen mit Menschen und Hunden zu üben. Am Weg rein in den Park – auf der noch engen Zufahrtsstraße – kam uns ein Hundehalter entgegen, dessen Hund augenscheinlich auch ein Thema mit fremden Hunden hatte. Also haben wir uns so weit wie möglich an den Rand gestellt, um es unserem als auch dem anderen Hund so einfach wie möglich zu machen. Wir haben unsere Hündin freundlich zur Seite gebeten, überschwänglich für ruhiges Verhalten gelobt und dieses Verhalten mit Futterbelohnungen noch verstärkt. Dem anderen Hund ging es leider nicht so gut: Sobald er uns erblickt hatte, stemmte er sich in die Leine (vielmehr ins Halsband), zog zu uns herüber, seine Augen waren weit aufgerissen vor Schreck und er war im Begriff, gleich loszubellen. Sein Herrchen blieb davon unbeeindruckt, griff wortlos in die rechte Jackentasche, holte seine Wurfschellen heraus und ließ das Geräusch der aufeinander klappernden Metallplättchen einmal in der Luft erklingen. Die Reaktion seines Hundes folgte sofort: Die Pupillen weiteten sich vor Schreck noch mehr, Panik erfasste den ganzen Hund, er wurde noch steifer in seiner Körpersprache und erwürgte sich fast in seinem Halsband – man könnte fast sagen, das Bellen ist ihm im Hals steckengeblieben. Nicht nur in diesem kleinen Hund wurde der Angstreiz geweckt, auch mir zog ein kalter Schauer über den Rücken.

So sieht das also in der Praxis aus, wenn sich strafbasiertes und belohnungsbasiertes Training auf der Straße treffen.

Belohnungs- oder strafbasiertes Training

Ein Ausflug in die Lerntheorie

Hunde lernen aufgrund von Erfolg und Misserfolg – und zwar ein Hundeleben lang, in jeder Situation, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Auf ein gezeigtes Verhalten folgt eine Konsequenz – und je nachdem wird das Verhalten öfter gezeigt oder weniger oft.

Das eine, das strafbasierte, unterdrückt unerwünschtes Verhalten und lässt völlig außer Acht, wie der Hund sich dabei fühlt. Das andere, das belohnungsbasierte, sorgt dafür, dass unerwünschtes Verhalten erst gar nicht auftritt und der Hund mit der Situation positive Emotionen verknüpft. Denn immerhin wollen wir ja, dass der Hund in Zukunft keinen Stress mehr beim Anblick anderer Hunde hat.

Einfacher ist natürlich Variante 1, die Strafe: Ich warte, bis der Hund etwas macht, was er – in meinen Augen – nicht soll und dann zack, unterbreche ich das Verhalten. Einfach so, ohne Vorankündigung. Und ohne zu hinterfragen, warum der Hund dieses Verhalten zeigt. Wenn nötig auch mit unsanften Methoden bis hin zu Gewalt. Ob das nun ein Leinenruck ist (dem Hund wird die Luft abgeschnürt – na, schon mal selber erlebt, wie sich das anfühlt?), Wasser auf den Hund gespritzt wird, eine Flasche plötzlich neben dem Hund auf den Boden donnert (manchmal auch mit Steinen gefüllt, damit’s noch mehr Krach macht), ein Zischlaut aus einem Halsband oder Tracker, ist völlig egal. Manche Hunde lassen sich auch von einer Taschentuchpackung einschüchtern, die nach ihnen geworfen wird.

Es geht nicht um das Tool an sich – in meinen Augen sind sie allesamt grausam und haben im Umgang mit Hund nix verloren – sondern um die Wirkung, die damit erzielt werden soll. Alle diese “Trainingshilfen” bedienen sich am Effekt, einen Schreck- und/oder Angstreiz bei deinem Hund auszulösen. Alles, was plötzlich kommt, was besonders laut ist, einen Zischlaut verursacht oder schnelle Bewegungen von oben, versetzen den Hund in Angst und Panik. Und was machen wir und unsere Hunde, wenn wir uns zu Tode erschrecken? Wir hören in der Sekunde auf, das zu tun, womit wir gerade beschäftigt waren. Praktisch, für’s Hundetraining. #achtungsarkasmus

Auf emotionaler und psychischer Ebene ist das einfach nur gemein und brutal. Soll ich nochmal erwähnen, dass der Einsatz von diesen Trainingshilfen sowie der bewusste Einsatz von Schreck- und Angstreizen explizit im Tierschutzgesetz verboten ist? Übrigens, Strafe ist nicht immer nur das, was ich oben beschrieben habe. Auch psychische Gewalt zählt zu Strafe: Entzug von Aufmerksamkeit, Verwehren von Sozialkontakt, Isolation, Anschreien, körpersprachliches Blocken … alles Dinge, die von Außen gar nicht so dramatisch aussehen, deinen Hund aber auf Dauer kaputt machen.

Lies hierzu gerne meinen Artikel: Gewalt im Hundetraining

Warum bei dem Herrn aus meinem Beispiel ausreichend war, die Wurfdiscs nur mehr in die Hand zu nehmen? Der Hund hat wohl schon unangenehme Erfahrungen mit den Schellen gemacht, daher muss man jetzt nur mehr das Geräusch erklingen lassen, um ihn handlungsunfähig zu machen. Man kann sich vorstellen, wie sich der Hund dabei fühlt … Und dass er mit anderen Hunden garantiert nichts Positives verknüpft und sein Leben lang andere Hunde furchtbar finden wird. Genauso wie sein Herrchen, denn der ist unberechenbar für den Hund geworden. Lerneffekt = Null. Stressbelastung = 150%.

Futterbelohnung im Hundetraining

Wissen ist Macht

Es ist nie zu spät, dazuzulernen und umzudenken

Strafe muss immer erfolgen, wenn das Verhalten aufhören soll. Immer. Jedes einzelne Mal (… und ich höre schon wieder die Kritiker des positiven Trainings: “….Der macht das nur für’s Leckerli. Da muss ich ja dauernd mit Keksen durch die Gegend laufen. ..” – also ich hab lieber einen Leckerlibeutel umgeschnallt als die Wasserflasche oder Wurfdiscs in der Hosentasche).

Strafe muß sofort erfolgen, wenn der Hund das Verhalten zeigt, da die Strafe sonst nicht mit dem Verhalten in Verbindung gebracht wird. (… und deswegen bringt es auch Null Komma Nix dem Hund eins überzuziehen, wenn er endlich aus dem Wald retour kommt, obwohl du schon x-mal das Rückrufsignal gegeben hast – das du ihm nebenbei erwähnt wahrscheinlich nie richtig beigebracht hast …).

Strafe muß so stark sein, damit der Hund massiv eingeschüchtert ist, das Verhalten nie wieder zu zeigen. Unschöne Nebenwirkung: Nachdem der Hund absolut nicht gelernt hat, welches Verhalten sich für ihn lohnt, wird er andere Verhaltensweisen auch einstellen, weil er Angst vor Konsequenzen hat. Das sind dann also die Hunde, die “…soooo brav sind, seit wir beim Hundetrainer waren …” Nein, sie sind nicht brav, sie sind kaputt. Emotional und psychisch kaputt.

Ich schreibe hier von “bewusstem Einsatz von Strafe”, denn ich hab sie schon wieder im Ohr, die Kritiker des positiven Hundetrainings: “Das funktoniert ja gar nicht.” , “Man kann Hunde nicht ausschließlich positiv erziehen.” Woher kommt diese Aussage? Wahrscheinlich, damit sie eine Rechtfertigung für ihr unfaires Verhalten Hunden gegenüber haben. Aber aus lerntheoretischer Sicht haben sie natürlich Recht: Denn was der Hund als Strafe empfindet, entscheidet er. Und auch ein Vorenthalten eines Leckerli oder eine Aufmerksamkeitspause ist per Defintion Strafe.

Wir haben es im Hundetraining also immer mit allen 4 Quadranten der Lerntheorie (Positive Verstärkung, Negative Verstärkung, Positive Strafe und Negative Strafe) zu tun. Mir ist aber sehr wichtig festzuhalten, dass es einen eklatanten Unterschied macht, ob ich Strafe als bewusste Trainingsmethode einsetze, um den Hund in seinem Verhalten zu hemmen oder zu unterdrücken oder ob ich ihm durch Vorenthalten eines Leckerli ein Gefühl der Enttäuschung hervorrufe. Wenn du mehr dazu wissen möchtest, lies meinen Artikel zu Positivem Hundetraining .

Aversives Training (also Lernen durch Strafe) erzeugt Stress, mindert die Lebensqualität, fördert Aggressionsverhalten und schädigt die Bindung zu dir.

Alternativ kann ich meinen Hund auch über Belohnungen trainieren. Dann erfreue ich mich den ganzen Tag darüber, was mein Hund schon gut kann und verstärke das Verhalten, das mein Hund automatisch zeigt. Denn dann lernt er, dass es sich lohnt und wird es von sich aus öfter zeigen. Verhalten, das verstärkt wird, wird öfter gezeigt. Verhalten, das keine Beachtung findet, wird mit der Zeit gelöscht. Das ist keine Methode, sondern das besagt die Lerntheorie, die übrigens für alle (!) Säugetiere gilt. Außerdem lasse ich im belohnungsbasierten Training den Hund nicht im Regen stehen: Wir bringen dem Hund immer ein erwünschtes Alternativverhalten bei. Hat dein Hund Probleme mit Artgenossen, möchten wir ihm ja eine andere, für alle Beteiligten stressfreie Strategie lernen – denn eine hat er ja schon: Leinepöbeln

Mehr zur Leinenaggression im Blog: Achtung! Leinenrambo

Daniela Loibl, Zert. Hundetrainer

Aber natürlich verlangt der positive und bedürfnisorientierte Umgang mit Hund ein Umdenken von uns Menschen. Wir konzentrieren uns plötzlich auf das Gute im Zusammenleben mit Hund anstatt nur das Schlechte zu ahnden. Und sei mal ehrlich zu dir selbst: Dein Hund macht doch sicher viel mehr richtig als falsch, oder?

Positiver Umgang mit Hund verbessert nicht nur die Kommunikation zu deinem Fellfreund, auch die Beziehung und Bindung wird gestärkt. Dein Hund bekommt Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein und lernt Strategien, um mit für ihn schwierigen Situationen umzugehen. Natürlich dauert das länger als zwei Trainingseinheiten, aber das kennst du ja von dir selbst: Blöde Verhaltensmuster muss man erstmal rauskriegen aus seinem Gehirn.

Positive Verstärkung, also Lernen durch Belohnung, funktioniert bei jedem Hund: Auch bei aggressiven Hunden, bei unkastrierten Rüden, bei Hunden aus dem Auslandstierschutz und auch bei Hunden, die bereits sehr viel Gewalt erfahren haben.

Kein Hund braucht „eine harte Hand“, sondern Verständnis, Empathie und modernes Trainingswissen. Wer sich mit Hundewissenschaft beschäftigt, wird das bestätigen. Alle anderen werden es weiterhin schlechtreden und sich selbst als Hunde-Experten positionieren. Denn ob dein Hundetrainer eine Ausbildung hat und welche, ist völlig egal. Jeder darf in Österreich sein Hunde(halb-)wissen zum Besten geben. Leider. Also Augen auf bei der Auswahl!

Bleib‘ dir selber treu

Für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung

Viele Hundeeltern, v.a. Ersthundehalter, die ich kennenlerne, haben ein tolles Bauchgefühl, wollen freundlich und fair mit ihrem Hund umgehen. Doch dann entwickelt der Hundibert unerwünschte Verhaltensweisen und schon werden die Stimmen im Umfeld laut: “Das kannst du dem nicht durchgehen lassen!”, “Der tanzt dir sowas von auf der Nase rum!”, “Der will der Chef sein!”, “Dem musst du ordentlich Grenzen setzen” und all das Rudelführer-Gedöns aus dem vorigen Jahrhundert, das den strafbasierten Umgang mit Hund rechtfertigen soll.

Wer mehr darüber wissen mag, hier geht’s zum Blog: Von Rudelführern und Alphawölfen

Was folgt, sind sehr verunsicherte Hundehalter. Teilweise auch eingeschüchterte Hundeeltern. Alles Menschen, die sich in der ursprünglichen Hundeerziehung nicht wiederfinden, denen es widerstrebt, ihrem Hund einen Leinenruck zu verpassen, damit er nicht so zieht. Oder ihn mit Wasser zu bespritzen, damit er den Artgenossen nicht verbellt. Oder ihren Welpen auf den Boden zu drücken oder in einer Box einzusperren, damit er zur Ruhe kommt. Es folgen endlose Diskussionen mit ihrem Umfeld, steigende Verzweiflung und das Gefühl der Überforderung. Es ist erschreckend, welche Auswirkung die Meinung anderer auf den Umgang mit dem eigenen Hund hat.

Leute, Meinung ist nicht Wissen! Bei Hunden (und Kindern, hab ich mir sagen lassen) hat echt jeder eine Meinung. Aber nur wenige haben fundiertes Wissen. Und in der HundeWISSENschaft hat sich in den letzten 30 Jahren doch so einiges verändert – wir haben den Umgang positiv für den Hund verändert. Warum? Weil wir heute einfach viel mehr wissen als damals. Weil Hunde nicht mehr nur reine Kommandoempfänger ohne Gefühle sind, sondern gleichwertige Familienmitglieder, mit Bedürfnissen und Emotionen – die übrigens jenen von uns Menschen gleich sind.

Als ich vor einigen Jahren meine Ausbildung zum Hundetrainer begonnen habe, war mir die Wichtigkeit vom Begriff “gewaltfreies Hundetraining” nicht bewusst. Für mich war es immer klar, Lebewesen fair und respektvoll zu behandeln. Dass das im klassischen Hundetraining nach wie vor eher die Ausnahme als der Alltag ist, weiß ich erst heute. Und es macht mich traurig. Traurig zu sehen, wie Menschen mit ihren Hunden umgehen: Sei es, weil sie es nie anders gelernt haben, weil der Trainer sagt, das gehört so oder weil das Umfeld eine Meinung hat. Es wird nicht hinterfragt, ob diese Art der “Erziehung” immer noch zeitgemäß ist. Es wird nicht hinterfragt, wie es dem Hund dabei geht.

Dabei ist es gar nicht so schwer: Wann immer du mit deinem Hund etwas tust, stelle dir folgende Frage: “Wie fühlt sich mein Hund dabei?”. Die Antwort gibt dir die Info, ob dein Hund deine Konsequenz auf sein Verhalten als angenehm oder unangenehm empfindet. Würdest du die Rollen tauschen wollen? Mh, würdest du?

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Daniela Loibl - Verhaltensberaterin & Tierpsychologin

Hi, ich bin Daniela – spezialisiert auf Tierschutzhunde und Trauma. Viele Hunde brauchen Zeit, Verständnis und eine sichere Begleitung – doch oft sind die Erwartungen ihrer Menschen zu hoch. Ich helfe dir, deinen Hund wirklich zu verstehen und ihn dabei zu unterstützen, in seinem neuen Leben anzukommen.

Meine Arbeit basiert auf modernster, wissenschaftlich fundierter Verhaltensforschung und einem bedürfnis- und belohnungsbasierten Ansatz. Ich arbeite 100 % gewaltfrei und lehne veraltete Dominanz-Theorien und Rudelführerquatsch konsequent ab.

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Tierschutzhunde bringen oftmals Probleme mit Artgenossen mit in ihr neues zu Hause. Es ist ratsam, einen Blick auf die Ursache des Verhaltens zu legen, um das Bedürfnis dahinter zu verstehen. Denn nur dann kannst du zielgerichtet trainieren.

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Positives Hundetraining

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Das Angebot und die Arbeitsweise im Hundetraining haben sich verändert. Neben traditionell arbeitenden Hundeschulen gibt es auch bei uns immer mehr Trainer, die auf Basis positiver Verstärkung arbeiten. Aber was ist das eigentlich genau?

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